Türggobrätscha
Vorbrätscher zeigen, wie früher der Mais nach der Ernte geschält und vorbereitet wurden. Außerdem gibt's Riebel mit Kaffee und köstliches Maisbrot.
Viele bäuerliche Arbeiten im Zusammenhang mit der herbstlichen Ernte wurden früher gemeinsam mit den Nachbarn durchgeführt und bereicherten das dörfliche Gemeinschaftsleben. Zu diesen Arbeiten, die man heute meist nur noch dem Begriff nach kennt, gehörten das Dreschen, das Brecheln und Spinnen und vor allem das "Türggo-Brätscha"
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der Raum um Dornbirn und Hohenems zum ältesten Maisanbaugebiet Vorarlbergs. Der Mais, das "Türkisch Korn", war noch vor nicht zu langer Zeit ein Hauptnahrungsmittel und als "Riebel" ein Dornbirner "Nationalgericht". Erst nach dem zweiten Weltkrieg verlor der Anbau von Speisemais an Bedeutung.
Auf dem Acker wurde der Türken zur Erntezeit früher mit einer Sichel 10 cm über dem Boden abgeschlagen und in großen Fuhren nach Hause gefahren. Dort wurden die schwerbeladenen Fuhrwerke auf dem Hausplatz abgestellt, die Pferde abgespannt und die vollen Wagen einfach umgekippt. Die Kolben wurden gleich darauf abgerissen, in "Zurnen" (Körbe) gefüllt und im Hausgang oder in der Tenne aufgeschichtet. Am Abend fand sich dann Jung und Alt aus der Nachbarschaft in geselliger Runde zusammen, um den Türken "auszuziehen": zwei möglichst gleich große Kolben wurden zusammengebunden und aufrecht zur Seite gestellt. Die fertigen Kolbenpaare wurden dann in den Dachboden gebracht, wo sie - einige Tage später - bei "über sich gehendem Mond" an Stangen aufgehängt wurden. Im Winter wurde sie dann bündelweise entkernt und die Körner in die Mühle zum Mahlen gebracht. Die abgerissenen, leeren Blätter, die "Brätschen" verheizte man im Kachelofen, es gab aber auch Hausfrauen, die aus ihnen Hausschuhe flochten.
Seit dem Rückgang des Speisemaisanbaus ist das einstmals reiche Brauchtum rund um den "Türken" nur noch teilweise bekannt.
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Kommentare
WohinTippHQ 22 mins ago