Oper in fünf Akten
Text von Jules Barbier und Michel Carré nach der Tragödie Romeo and Juliet von William Shakespeare
Shakespeares außergewöhnliches Schauspiel Romeo und Julia war in der Renaissance ein radikaler Text. Shakespeare griff darin neue Ideen, die am Hofe unter den Neuplatonikern populär waren, auf und dramatisierte sie. Die Neuplatoniker waren der Ansicht, dass man durch individuelle Liebe einen Weg finden könne, die Welt zu erfassen. Shakespeare weitete diesen Ansatz zu einer gesellschaftlichen Tragödie aus, in der die Liebe die öffentliche Fehde zwischen zwei verfeindeten Familien heilt.
Gounod, der 250 Jahre später den Stoff bearbeitet, hat ein ganz anderes Interesse. Von Wagner beeinflusst (vor allem von dessen Tristan) geht es ihm darum, wie individuelle Liebe Zugang zu Gott gewährt, ein Gedanke, der Shakespeares Publikum blasphemisch erschienen wäre. Gounods Oper kreiert eine emotionale Traumlandschaft des Schauspiels – und sie in den tempelhaften Gemäuern der Felsenreitschule zu verorten, gibt einem die Möglichkeit, die Ekstase des Sich-Verliebens durch Gounods Musik zu erleben. Gounod jedoch treibt die Sache noch weiter, indem er die radikalen Implikationen darstellt, wenn zwei junge Leute Bedeutung nicht nur in der Liebe sehen, sondern auch im Tod – als Weg zum Göttlichen.
Diese Erfahrung und die emotionalen Auswirkungen für die Gesellschaft, in der sie leben, beschreibt die traumhafte Bahn, auf der Gounods Oper sich bewegt.
Bartlett Sher
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WohinTippHQ 1 hour ago