Di 26. Jan 2010, 19:30 | |
Mi 27. Jan 2010, 20:00 | |
Do 28. Jan 2010, 20:00 | |
Fr 29. Jan 2010, 20:00 | |
Sa 30. Jan 2010, 20:00 | |
Di 2. Feb 2010, 20:00 | |
Mi 3. Feb 2010, 20:00 | |
Do 4. Feb 2010, 20:00 | |
Buchungsgebühren können anfallen
Zwei Figuren, die keine Zuweisung in diesem Zusammensein haben. Zwei Selbstgespräche, die sich ineinander verketten. Zwei Orte, die minimalistisch und raumlos sind. In Tanzcafé Treblinka ist nichts ohne hypothetisch geordnete Unordnung.
Das Nebeneinander der Seinswelten, die sprach-musikalische Wiederholung der Worte oder die akribische Schichtung der Ereignisse: das sind Werner Koflers Werkzeuge für einen Text über die alten Verbrechen in neuen Spielformen, für einen Text, für den er die Begebenheiten kaum erfinden muss. Es gibt den Kriegsverbrecher, der nach dem Krieg ungestraft bleibt und jahrelang das Tanzcafé Lerch in Klagenfurt betreibt; es gibt die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft, die die Köpfe besetzt und riesige öffentliche Gelder verschlingt.
Das eingebildete Nichtgewussthaben und das beschränkte Nichtwissenwollen treffen in der Form einer älteren und einer jüngeren Figur zusammen. Die Ältere doziert mit einer Genauigkeit über die Heldentaten während der Einsätze für den Führer und über die Einzelheiten der Vernichtungslager. Sie schwärmt erhaben lächelnd über die "genussvollen Abende in einer entbehrungsreichen Zeit". Die darauf folgende Rede der jüngeren Figur bezeugt das starrköpfige Desinteresse und die ignorante Verachtung, die diese der Vergangenheit entgegenbringt. Sie beschwört stumpfsinnig und aufmüpfig die heiligen Events ihrer dynamischen Generation; repetiert gleichsam die Codes eines hysterisierten Vergnügungssystems und einer kanalisierenden Ablenkungsmaschinerie.
Tanzcafé Treblinka liest sich wie eine Lektion in Geschichte. Werner Kofler unterlegt das Dokumentarische mit zwei Kunstfiguren und ihren komplementären Denkhaltungen, von denen man sich nicht so einfach distanzieren kann. Es wäre zu einfach, die beiden als den "Ewiggestrigen" und den "Jung-Nazi" zu bezeichnen; sie stehen vielmehr für einen ambivalenten Umgang mit Sprache in Bezug auf Geschichte. Die subtil lächerlichen Verschiebungen der älteren Figur und sein Umdeuten von historischen Fakten finden sich auch im Kulturteil angesehener Zeitungen und erinnern an salonfähige Sprachhaltungen, die die NS-Verbrechen relativieren. Auch das emotional herausgeschrieenen "Genug" der jüngeren Figur wird oft schnell bemüht und weißt auf die immer noch existierende Ratlosigkeit, sich mit belasteter Vergangenheit auseinanderzusetzen, hin.
Das Stück wurde 2001 am Klagenfurter Stadttheater unter der Intendanz von Dietmar Plegerl in einer Inszenierung von Vera Sturm uraufgeführt und von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen, seither jedoch nicht mehr produziert.
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WohinTippHQ 1 hour ago