Philotas ist gefangen: In fanatischem Übereifer hat sich der junge Prinz auf dem Schlachtfeld zu weit vorgewagt und ist dem feindlichen König Aridäus in die Hände gefallen. Sein eigener Vater, dem er mit seiner Wahnsinnstat zum Sieg verhelfen wollte, ist somit erpressbar geworden – und Philotas trägt die Schuld daran.
Von Schamgefühl zerfressen, erfährt er jedoch durch Aridäus, dass dessen Sohn ebenfalls gefangen genommen wurde. Philotas’ Vater verfügt also über ein gleichwertiges Pfand, Frieden und Versöhnung scheinen möglich. Aber allein der Gedanke an einen Austausch ist unerträglich für Philotas. Mit aller Macht versucht er, seine Niederlage rückgängig und sich selbst doch noch zum heldenhaften Märtyrer zu machen und, vor allem, seinem Vater zur Ehre zu gereichen. In einem halluzinatorischen Rausch, allein „gegen eine Welt“ von Feinden, fasst der Prinz einen verwegenen Plan …
Lessings Einakter, entstanden 1758 während des Siebenjährigen Krieges im preußischen Militärstaat unter Friedrich II., verbindet einen Polit- und Psychothriller mit einem weltanschaulichen Gedankenspiel. Lange als patriotisches Heldendrama missverstanden, erweist sich „Philotas“ als virtuoses Antikriegsstück. Es zeigt den Prinzen als wohlstandsverwahrlosten jungen Mann unter gesellschaftlichem Anpassungsdruck, der innerhalb von 24 Stunden alles aufs Spiel setzt.
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WohinTippHQ 14 mins ago