Der Faust-Stoff, begonnen 1773, beschäftigte Goethe sprichwörtlich bis zur Bahre, und er wurde ein Jahrhundertdrama, ein Stück über die Natur des modernen Menschen, dessen mittelalterliche Fabel längst zum Schulstoff wurde: Mephisto verspricht, Fausts unstillbaren Taten- und Erkenntnishunger befriedigen zu können. Faust wettet dagegen und ist bereit, ihm seine Seele zu übergeben, sollte dieser Recht behalten. Zusammen unternehmen sie eine Reise durch die kleine und die große Welt, die sie hineinführt in das Leben mit all seinen Verlockungen und Verführungen. Faust ist das Inbild eines rastlosen Menschen, der nach Erkenntnis strebt und an die Stelle des Wortes die Tat setzt. Gleichzeitig ist er auch das Inbild eines Charakters, der in seinem Drang nach Macht und Selbstverwirklichung Szene für Szene alles verrät und zerstört, was ihm einst lieb und kostbar war: die Wissenschaft, die Geliebte, das eigene Kind und dann die Natur, die eigene Zukunft. Ist er selbst die Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft?
Seine Entwicklung zum Höheren erinnert an die Evolutionstheorie Darwins, der geboren wurde, als Goethes „Faust I” erschien. Und doch betrachtet Goethe diese Entwicklung mit Skepsis: Drei Leichen und eine Wahnsinnige pflastern Fausts Weg. Er ist ein Getriebener, ein Karrierist, ein Mensch auf der Epochenschwelle, angehaucht vom Geist des Kapitalismus und die zerrissene Gestalt einer neuen Zeit, über die Goethe 1826 schrieb: „Fausts Charakter stellt einen Mann dar, welcher den Besitz höchsten Wissens, den Genuss der schönsten Güter für unzulänglich achtet, seine Sehnsucht auch nur im mindesten zu befriedigen. Diese Gesinnung ist der modernen so analog, dass mehrere gute Köpfe die Lösung einer solchen Aufgabe zu unternehmen sich gedrängt fanden." Der neue Intendant Carl Philip von Maldeghem inszeniert die Eröffnungspremiere des Schauspiels.
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WohinTippHQ 25 mins ago