und die Frage nach der Emanzipation jüdischer Frauen im 19. Jahrhundert
Vortrag von Uri Kaufmann (Heidelberg), anschließend Diskussion
Von der mittelalterlichen Alltagskultur der Juden hat sich für Süddeutschland nur wenig erhalten. Die Anlagen für Tauchbäder ("Mikwaot") gingen teilweise auch Jahrhunderte lang vergessen und wurden im 19. oder 20. Jahrhundert bei Umbauten in den Altstädten wieder entdeckt. Der Vortrag beleuchtet ihre Geschichte und auch die Veränderungen in ihrer Konstruktion und zieht den Bogen bis zur Gegenwart.
Es gibt zu den Bädern kaum Memoirenquellen, gehörte dieser Bereich doch zum Allerprivatesten. Ihr Gebrauch war und ist je nach regionalen Traditionen sehr unterschiedlich. Im Chassidismus (entstanden um 1750) erhielt die Mikwe eine besonders starke Bedeutung, im liberalen Judentum (entstanden um 1845) wurde die eigentliche Bade-Anlage angesichts der modernen Hygienebedingungen schließlich für überflüssig erklärt. Auch das wachsende Selbstbewusstsein jüdischer Frauen geriet mit dem Ritual der Mikwe zunehmend in Konflikt, das den Zugriff der Religion auf den eigenen Körper und den Intimbereich voraussetzte.
Uri R. Kaufmann wurde in der Schweiz geboren, studierte an der Hebräischen Universität in Jerusalem (1977-1983) und promovierte 1987 über christliche und jüdische Viehhändler in Zürich. Von 1988 bis 1997 wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für jüdische Geschichte an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. Danach freischaffend, u.a. für die Dauerausstellung des Jüdischen Museum Berlin oder das Landesarchiv Baden-Württemberg (Ausstellung "Gleiche Rechte für alle? 200 Jahre jüdische Religionsgemeinschaft", zu sehen im Landratsamt Konstanz, Benediktinerplatz 1, 14. Juli-30. August 2010, Infos unter: www.landesarchiv-bw.de).
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WohinTippHQ 2 hours ago