Möglichkeiten und Grenzen von Veränderung? -von Gerhard Roth

Oft herrscht die Meinung vor, dass Verhalten sich am besten durch den Appell an die Einsicht ändern lässt. Die Realität sieht aber anders aus: unsere Mitmenschen bzw. Mitarbeiter akzeptieren entweder unsere Argumente nicht oder sie akzeptieren sie zwar verbal oder sogar aufrichtig, ändern ihr Verhalten aber trotzdem nicht. Andererseits erweisen sich kurze Motivationsaktionen als unwirksam.

Neurowissenschaftliche und psychologische Untersuchungen zeigen, dass die Veränderbarkeit eines Menschen tief in seiner Persönlichkeitsstruktur verankert ist und viel geringer ausfällt, als meist angenommen. „Weitermachen wie bisher“ trägt eine starke Belohnung in sich und bildet eine besonders hohe Hürde gegen Veränderungen. Die Bereitschaft zur Verhaltensänderung wird im Wesentlichen von sehr individuellen und meist unbewussten Risikoabschätzungen und Belohnungserwartungen bestimmt, welche die Grundlage der Motivation bilden. Daher bleiben kurzfristige Motivationsaktionen stets an der Oberfläche.

Lebenslauf/Beruflicher Werdegang

Geboren wurde Gerhard Roth 1942 in Marburg/Lahn. Er studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft in Münster und Rom. 1969 promovierte er zum Dr. phil. in Philosophie. Anschließend folgte ein Studium der Biologie in Münster und Berkeley/Kalifornien. 1974 promovierte er zum Dr. rer. nat. in Zoologie. Seit 1976 ist Roth Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie an der Universität Bremen und bis 2008 Direktor am dortigen Institut für Hirnforschung. Zwischen 1997 und 2008 war er Rektor des Hanse-Wissenschaftskollegs der Länder Niedersachsen und Bremen. Seit 2003 ist er Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2008 ist er Geschäftsführer der Firma Roth GmbH mit Sitz in Bremen.

Rund 200 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Neurobiologie und der Neurotheorie, darunter die Bücher:
• Fühlen, Denken, Handel. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Suhrkamp, Frankfurt, 2003.
• Aus Sicht des Gehirns. Suhrkamp, Frankfurt, 2003, überarbeitete Auflage 2009.
• Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Klett-Cotta, Stuttgart, 2007, überarbeitete Auflage 2009.