Überschäumende Lebensfreude, Flüchtigkeit und Tod - der junge, belgische Künstler Thomas Lerooy zeigt seine erste Einzelausstellung in Österreich.
Das von der Antike abgeleitete Idealbild des Menschen steht im zentralen Fokus der skulpturalen Arbeiten von Thomas Lerooy. Seine monumentalen Bronzefiguren durchleben einen Exzess des Scheiterns. Die vermeintlich perfekten Figuren ironisieren sich durch unverhältnismäßige Proportionen. Ist der Körper zu klein oder der Kopf zu groß?
Der Mensch, respektive der Körper, spiegelt für Lerooy Lebensfreude und Depression. Die Skulpturen stehen exemplarisch für das „In-Sich-Gefangen-Sein“ des Menschen. Deutlich macht dieses Prinzip die Skulptur „The Garden“, die einen im Glassturz umschlossenen Kopf zeigt, aus dem Pflanzen bis zum gläsernen Abschluss der Vitrine wachsen.
Seine skulpturalen Arbeiten ergänzt Thomas Lerooy mit Zeichnungen, die das symbolistische Potential seiner belgischen Herkunft spiegeln und die Ästhetik des Vanitas-Motivs des 17. Jahrhunderts der zeitgenössischen Kunstauffassung gegenüber stellen. Thomas Lerooys Zeichnungen und Skulpturen bedienen sich des kreativen Spiels mit kunsthistorischen Zitaten und Reminiszenzen. Die Ironie, die sowohl in den akkurat ausgeführten Zeichnungen als auch in seinen Skulpturen zu spüren ist, verdankt sich dem geschickten Einsatz symbolträchtiger Objekte wie z.B. Totenschädeln, Spielkartenmotiven oder Skeletten, die er zu oft makaber wirkenden Szenarien kombiniert: Rosenblüten wachsen aus Skeletten, Zentauren posieren wie artige Schoßhündchen und Putten, die statt Engelslocken Totenschädel tragen, tummeln sich in einer Art Totentanz. Indem Thomas Lerooy historische Vorbilder mit allgemein bekannten Symbolen von Vergänglichkeit und Verfall konfrontiert, verzerrt er die überkommene, ursprüngliche Bedeutung eines Monuments mit seinem Ewigkeitspostulat und verleiht ihm einen bitter-ironischen Beigeschmack.
Ausgehend von einer scheinbar zurückhaltenden Formsprache erschafft er eine Welt mit unendlichen Möglichkeiten, ein labyrinth-ähnliches Gedankengeflecht aus vielschichtigen Bedeutungen und falschen Fährten. Auch wenn Lerooy mit seinen künstlerischen Techniken auf das Potential der Kunstgeschichte zurück greift, behält er mit einem Augenzwinkern die Gegenwart im Blick und obwohl Flüchtigkeit und Tod in den Arbeiten allgegenwärtig sind, strahlen sie gleichzeitig überschäumende Lebensfreude aus.
Die von Karin Pernegger kuratierte Ausstellung „Thomas Lerooy. Hole in the sky“ zeigt großformatige Skulpturen und Zeichnungen des belgischen Künstlers, der am AIR (Artist In Residence) Programm Krems des Landes Niederösterreich teilnimmt, das heuer sein 10- jähriges Jubiläum feiert.
Thomas Lerooy ist 1981 in Roeselare/ Belgien geboren, lebt und arbeitet in Brüssel.
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Kommentare
WohinTippHQ 46 mins ago