Glaube und Vernunft

Im Mittelalter ergänzten sich Glaube und Naturerkenntnis, als Buch
der Offenbarung und Buch der Natur. Seit Kopernikus und Darwins Entdeckungen erscheinen Religion und Naturwissenschaft als getrennte Welten. Dennoch gibt es eine Brücke zwischen beiden Erfahrungswelten: Die Metapher, das Gleichnis, das Ähnlichkeiten und Parallelitäten von Strukturen auf unterschiedlichen Ebenen der Wirklichkeit feststellt.

Denken Sie an Jesu Gleichnisse. Dieser Metapher-Brücke bedient sich die Natürliche Theologie in der sich naturwissenschaftliches Denken von unten und theologisches Denken von oben begegnen. In dieser Weise wollen wir Erkenntnisse der modernen Physik als Metaphern benützen für zentrale Inhalte unseres Glaubens. Die metaphorischen Beziehungen zwischen Physik und Theologie mögen manche Katechismusformeln in einem ungewohnten Licht erscheinen lassen. Im ersten Teil versuchen wir uns dem christlichen Begriff von dem einen Gott und Schöpfer zu nähern, der ewig, raum- und zeitlos seiner Schöpfung völlig jenseitig (transzendent) ist, und doch zugleich in ihrem Innersten in Raum und Zeit zugegen (immanent) und wirkend.

Im zweiten Teil greifen wir das kontroversielle Thema Zufall und Plan in Gottes Schöpfung auf. Die Naturwissenschaften liefern unwiderlegbare Befunde für die Eigenentwicklung, nicht Selbsterschaffung, von Kosmos und Leben, im Spiel von Naturgesetz und Zufall, ohne (wissenschaftlich) wahrnehmbare Einwirkung von außen. Wie kann dies mit einer christliche Schöpfungstheologie ins Gespräch gebracht werden? All dies wird genügend Anlass zu eingehender Diskussion bieten.