Buchpräsentation mit Peter Demetz: Das Schwere wird verschwinden.
Peter Demetz stellt zwei Prager Dichter vor: Hans Werner Kolben und Jiří Orten.
Der Autor Peter Demetz und der Verleger Christoph Haacker stellen zwei gemeinsame Buchprojekte vor: Im Arco Verlag erschienen 2011 sowohl die nachgelassenen Gedichte von Hans Werner Kolben Das Schwere wird verschwinden, teilweise entstanden und bewahrt im Konzentrationslager Theresienstadt, herausgegeben von seinem Prager Jugendfreund Peter Demetz, als auch dessen Übertragung von Jiří Ortens Elegien - als deutsche Erstausgabe.
Beide jüdischen Dichter, die die Besetzung Prags durch die Nazis nicht überlebten, kommen mit ausgewählten Gedichten zu Wort: der frühvollendete, in seiner tschechischen Heimat berühmte Jiří Orten (1919–1941) der bis heute fast unbekannte Prager deutsche Lyriker Hans-Werner Kolben (1922–1945).
Als Herausgeber der Kolben-Gedichte und Orten-Übersetzer wird Peter Demetz im Gespräch persönliche Erinnerungen mit philologischen Erörterungen verbinden.
Hans Werner Kolben, geboren 1922 in Aussig, stammte aus einer berühmten böhmischen Industriellenfamilie. Er wurde wegen des Nicht-Tragens des gelben "Judensterns" denunziert, verhaftet und am 10. August 1942 nach Theresienstadt, am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Im Februar 1945 starb er im KZ Kaufering, unweit Landsberg am Lech, an Flecktyphus.
1943/44 schrieb Hans Werner Kolben im KZ Theresienstadt Gedichte, die von seiner Mutter gerettet wurden. Mit der Ausgabe Das Schwere wird verschwinden liegen Hans Werner Kolbens Gedichte erstmals vollständig vor – zusammen mit den aufschlußreichen Erinnerungen seines Bruders Heinz und seines Prager Jugendfreundes Peter Demetz.
Peter Demetz wurde 1922 in Prag geboren. Sein Vater war Regisseur und Theaterdirektor, seine jüdische Mutter kam im KZ um. Peter Demetz floh nach dem kommunistischen Putsch aus seiner Heimat und wurde in den USA zu einem nahmhaften Germanisten. In zahlreichen Buchveröffentlichungen hat er sich in den letzten Jahrzehnten als Autor, Herausgeber oder Übersetzer immer wieder der Kultur und Geschichte seiner einstigen Heimat gewidmet - so u.a. Mein Prag. Erinnerungen 1939-1945, Böhmen böhmisch, Prag in Schwarz und Gold.
Jiří Orten – Ein junger Mann läuft über die Straße, vor ein Auto. In einem Krankenhaus wird der Schwerverletzte im Prag des Jahres 1941 als Jude abgewiesen und überlebt nicht. Jiří Ortens Tod ist außerhalb seiner Heimat bekannter als sein Werk. Dort dagegen sind seine Gedichte legendär, seit sie während der Okkupation unter Pseudonym gedruckt wurden. Für eine Reihe von jungen tschechischen Dichtern nach dem Krieg wurde er zu einer Inspiration, dichterisch – und wohl auch wegen der repressiven Umstände, unter denen sein Werk reifte und sich behauptete.
Ortens Elegien von 1941 spiegeln Liebesverlust, Vereinsamung, das Ausgestoßensein (als Jude), Todesahnung, glückliche Erinnerungen, Traumsequenzen. Sie knüpfen an berühmte Vorbilder wie den tschechischen Romantiker Mácha und Rilke an – und sind dabei eine der großartigen, einzigartigen Dichtungen einer bedrohten europäischen Moderne. Peter Demetz, der die schweren Prager Jahre selbst durchstand, hat Jiří Ortens Elegien erstmals vollständig ins Deutsche übertragen und mit einem Nachwort herausgegeben.
Weitere Informationen unter: http://www.arco-verlag.com
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WohinTippHQ 1 hour ago