Kleist in meiner Küche

Berlin, Herbst, 2011. Die Icherzählerin, eine Studentin der Literaturwissenschaften, gerade im 2. Semester, wird vorzeitig aus einer Arzneimittelstudie entlassen, von der sie sich eigentlich mehr als nur 140 Euro erhofft hatte.
Sie lebt allein, hängt in Gedanken noch einer gescheiterten Beziehung hinterher.
Liebeskummer, Geldsorgen, Kneipenbesuche mit Filmriss- Ende - und dann noch die Seminararbeit über "Kleists Frauenfiguren". Was für ein Typ war wohl der Autor des Stückes, in dem die Protagonistin versehentlich ihren Geliebten aufisst? Am nächsten Morgen sitzt in ihrer Küche keine anderer als der 1811 verstorbene Dichter Heinrich von Kleist – und wird ihr neuer Untermieter, zahlt keine Miete, redet wenig, blockiert Badezimmer, Fernseher und I-Book - und kommt im Berlin des 21. Jahrhunderts überraschend gut zurecht.

In seine eigene Zeit habe er weniger gut gepasst – sagt Kleist, der mitunter für längere Zeit verschwindet, an einem rätselhaften Projekt arbeitet, Briefe schreibt, die die Protagonistin zur Weißglut bringen und am Ende an eben dem Ort untertaucht, von dem aus sie ihre eigene Geschichte begonnen hat: Klinikum Berlin-Neukölln zum Zwecke einer Arzneimittelstudie, bzw. um an Geld für das neue interaktive „Projekt“ zu kommen - vielleicht auch nur um des Rückzugs willen. Den hat die Protagonistin am Ende des Stückes ebenso nötig wie eine Titelheldin des Dichters, die Marquise von O.

Szenischer Bestandteil sind Trickfilmelemente, die den Dichter Kleist auch auf visuelle Weise in die heutige Zeit und ein ganz neues Medium versetzen.