Lesung von Fritz Reutemann und Juergen-Thomas-Ernst

Fritz Reutemann
Geb. 1947 in Lindau, Sozialarbeiter und Schriftsteller, veröffentlicht seit 1972.
Mitglied im Landesvorstand des VS Bayern und Vorsitzender der VS-Region
Bayrisch-Schwaben, Mitglied im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt und
der Lindauer Autorenrunde, Gründungsmitglied der literarischen
Gruppierung Signatur e.V., Vorbereitung und Leitung der vier Irseer
Pegasusse in enger Zusammenarbeit mit der Schwabenakademie Irsee bei
Kaufbeuren, Dr. Rainer Jehl
Neben der Veröffentlichung in einer eigenständigen Publikation (Urula ³
Lyrisches, 1995) auch in zahlreichen Anthologien vertreten.
Bekannt wurde der Autor zudem durch eine intensive Zusammenarbeit mit
bekannten Jazzmusikern, u.a. mit Attila Zoller, Wolfgang Lackerschmid.
Mit letzterem befindet sich eine CD mit Gedichten aus seinen Büchern in
Vorbereitung.
Reutemann versteht sich stets als politischer Dichter. Seine Gedichte
nehmen gesellschaftliche Unzulänglichkeiten auf, ironisieren, sind oft
satirisch, wollen anecken, Denkanstöße geben. Doch niemals ist er
belehrend. Man muss nicht seiner Meinung sein, um dennoch Gefallen zu
finden an seiner Lyrik., die in kompromierter Sprache mit originellen
Wortschöpfungen und Bildern aufwartet, uns dadurch zu neuen Sichtweisen
führt.
Asozialministerin

die zahl der asylbewerber steigt deutlich an
in bayern werden sie miserabel untergebracht
über hundert flüchtlinge sind im hungerstreik
im bayerischen wald im dschungelcamp böbrach
funktionieren nicht mal die handys
weil es kein netz in dieser abgelegenen gegend gibt
gestreikt wird außerdem in denkendorf
schwabmünchen hauzenberg wallersdorf & mainburg
sie rühren die staatlich verordneten fresspakete
seit wochen nicht mehr an
in augsburg haben über zweihundert
asylanten ihren hungerstreik
entkräftet ausgesetzt – vorerst
diese protestwelle droht sich auf ganz deutschland auszuweiten
diese unterbringungslager
sind teilweise in erschreckenden zuständen
mit verkeimten küchen vergammelten bädern
manche menschen leben dort schon zehn jahre & länger
sie fordern bargeld statt fresspakete
& wollen raus aus den lagern in menschwürdige wohnungen
die sozialministerin aus bayern
giftelt provozierend haderthraurig
wer mit den leistungen in deutschland
nicht zufrieden ist, kann jederzeit zurück
denn nur 0,6 Prozent der aylsuchenden in bayern
seien tatsächlich asylberechtigt
menschen aus serbien & mazedonien
wurden gar die 400 € rückkehrhilfe gestrichen
jedenfalls wird asozialministerin haderthauer
ihre hungerstreikenden flüchtliche so schnell nicht los
die unterstützer dieser menschen
protestieren gegen diese die
menschenwürde verachtenden zustände
vor ihrem amtssitz in münchen
drei tage vor heilig abend denn – süßer die glocken
nie klingen – in diesen asylanten-KZs - amen