Mode ist immer schon eine zentrale kulturelle Ausdrucksform und zugleich ein Reizthema jeder Kultur gewesen. Da Kleidung nicht nur Hülle und Verhüllung, sondern zugleich ambivalentes Zeichen und Medium der Herstellung von individueller und sozialer Identität ist und auf diese Weise komplexe, dialektische Prozesse der Interaktion provoziert, wie Georg Simmel gezeigt hat, ist dies nichts Erstaunliches.
Nicht zuletzt in der Dichtung werden einschlägige imaginäre Phantasmen und Potenziale des Modischen ausformuliert. Im Rahmen des Literaturfrühstücks soll nach der ästhetischen, kulturellen und geschlechtertheoretischen Signifikanz sowie nach der Geschichtlichkeit und Aktualität poetischer „Sprachen der Mode“ (Roland Barthes) im Mittelalter gefragt werden.
Aufschlussreiche Beispiele für die Brisanz des Themas, die Suggestivkraft poetischen Vorstellungsvermögens und die so breite wie widersprüchliche Palette an möglicher Sinnstiftung bieten dabei der eindrückliche Auftritt Isoldes am irischen Königshof im „Tristanroman“ Gottfrieds von Straßburg, Kleiderszenen und Kleiderregie im „Nibelungenlied“ sowie die ab dem Spätmittelalter verbreitete Kritik an Weltverliebtheit und Eitelkeit, die wesentlich am Aspekt des Modischen ansetzt.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird der Mediävist Manfred Kern, Professor am Fachbereich Germanistik in Salzburg, an exemplarischen Beispielen zeigen, wie die literatur- und kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu erstaunlichen Einsichten führen kann.
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WohinTippHQ 2 hours ago