Das Schaufenster entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem zentralen und vielschichtigen Ort moderner Konsumkultur und trug wesentlich zum Antlitz der modernen Stadt bei. Es präsentierte die unglaubliche Fülle einer neuen Warenwelt ähnlich wie in Ausstellungen und etablierte eine bis dahin unbekannte Form des Flanierens und Schauens: das "Window Shopping". Pioniere des modernen Schaufensters waren die Warenhäuser, die zum Schauplatz und Symbol der modernen Konsumgesellschaft wurden, neben dem Kohlmarkt, dem Graben und der Kärntner Straße entwickelte sich die Mariahilfer Straße mit Shopping-Tempeln wie dem Warenhaus Herzmansky und Stefan Esders` "Zur großen Fabrik" im späten 19. Jahrhundert zur führenden Geschäftsstraße: "Hier sind wir Großstadt", jubelte die Neue Freie Presse 1895. Das Schaufenster als "Bühne der Warenwelt" entfaltete seine volle Wirkung erst in der Nacht, "eine Märchenpracht, wie sie die Virtuosen der arabischen Nächte nicht träumen konnten", so ein begeisterter Zeitgenosse. Nicht immer waren die Reaktionen so positiv, so kritisierten kirchliche Vertreter die Allgegenwart des Kommerzes, die Heimatschutzbewegung bekämpfte die "Verschandelung" des Stadtbildes durch die "Reklameseuche", nicht zuletzt, weil Einbauten von Schaufenstern auf alte Bausubstanz oft wenig Rücksicht nahmen.
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WohinTippHQ 1 hour ago