Mi 26. Okt 2011, 10:00–17:00 | |
Do 27. Okt 2011, 10:00–17:00 | |
Fr 28. Okt 2011, 10:00–17:00 | |
Sa 29. Okt 2011, 10:00–17:00 | |
So 30. Okt 2011, 14:00–17:00 | |
Feigheit? des Patriotismus? Die Einschätzung der Desertion aus Feigheit? des Patriotismus? Die Einschätzung der Desertion aus der Wehrmacht ist nach wie vor umstritten. Erstmals erinnert nun eine Ausstellung an die Verurteilten der NS-Kriegsgerichte. Wehrmachtsdeserteure waren in Deutschland und Österreich jahrzehntelang kein Thema. Ihre Weigerung, in Hitlers Vernichtungsfeldzug mitzumarschieren, blieb in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft unbedankt und stand außerhalb der erinnerungspolitischen Wahrnehmung. Deserteure waren vielmehr mit Vorwürfen konfrontiert, sie hätten Kameraden und Vaterland verraten. Die dominante Geschichtserzählung, die einerseits Österreich als das „erste Opfer der Hitler’schen Aggression“ darstellte, andererseits jene Soldaten als Helden feierte, die das „Dritte Reich“ bis zur Kapitulation verteidigt hatten, ließ für anders lautende Interpretationen der Vergangenheit keinen Platz.
In Österreich begann man erst gegen Ende der 1990er Jahre, sich auf politischer und wissenschaftlicher Ebene mit den Opfern der NS-Militärjustiz zu beschäftigen. Im Juli 2005 beschloss der Nationalrat das „Anerkennungsgesetz 2005“. Dieses brachte zwar keine abschließende gesellschaftliche und juristische Rehabilitierung der Deserteure, beseitigte aber immerhin deren sozialrechtliche Schlechterstellung. Durch die Marginalisierung und Verdrängung der Opfer geriet der Unrechtscharakter der NS-Militärjustiz erst spät ins Blickfeld einer historisch interessierten Öffentlichkeit.
Über Jahrzehnte hinweg galten die Wehrmachtgerichte als „Nische der Rechtsstaatlichkeit“. Dabei wurde übersehen, dass die Wehrmachtsjustiz ein willfähriges Instrument des Vernichtungskrieges war, durch deren Urteile Zehntausende Menschen – Soldaten und ZivilistInnen – aus ganz Europa ihr Leben verloren. Die Militärrichter vollstreckten über 15.000 Todesurteile allein an Deserteuren.
Die Ausstellung, ursprünglich konzipiert von der Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, verfolgt das Ziel, die Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz in der Öffentlichkeit voranzutreiben und zu einem würdigen Gedenken an diese Frauen und Männer beizutragen. Sie richtet sich besonders an Schulklassen und deren Lehrpersonen sowie an Präsenzdienstleistende.
Um die notwendige Sensibilisierung für das Thema zu erzielen, bietet die Ausstellung zielgruppengerechte Führungen sowie ein umfangreiches Begleitprogramm an.
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WohinTippHQ 2 hours ago