Von 24. bis 26. März zeigt das Institut für Gesang und Musiktheater Georg Friedrich Händels „Ariodante“ im Schlosstheater Schönbrunn. Es spielt die Haydn Sinfonietta Wien unter der Leitung von Christoph Ulrich Meier.
Christoph Ulrich Meier über „Ariodante“
Zwei von Händels musikalisch reichhaltigsten und reifsten Opern haben wir einem für den Komponisten und Impresario eher unbefriedigenden Umstand zu verdanken.
1733 wurde als Konkurrenz zur von Händel geleiteten Operntruppe die Opera of the Nobility mit dem berühmten Nicola Porpora als Leiter gegründet. Dort traten Farinelli (Schüler von Porpora) und später auch die übergelaufenen Sänger Senesino, Montagnana und Cuzzoni auf, die früher in Händels Ensemble gesungen hatten – dazu noch auf Händels ehemaliger Bühne, dem King`s Theatre.
Unter massivem Konkurrenzdruck setzte Händel dieser künstlerischen und wirtschaftlichen Bedrohung u.a. „Alcina“ und „Ariodante“ entgegen, die beide erfolgreich in seiner neuen Spielstätte Covent Garden gegeben wurden. Als Starsänger konnte er für beide Produktionen den Kastraten Carestini verpflichten, dem er in damals üblicher Manier die Rollen des Ariodante und Ruggiero auf den Leib „schneiderte“.
Für die Interpreten von nahezu nur aus Arien bestehenden Opern besteht die größte Herausforderung im Erfassen der unterschiedlichen Affekte, aus denen sich eine barocke Opernfigur quasi wie ein Mosaik zusammensetzt. Erst wenn alle Gemütszustände „durchdekliniert“ wurden, ist der Charakter komplett und die Rolle damit vollständig. Das ist also etwas ganz anderes als der romantische Entwicklungsgedanke etwa in einer „Traviata“ oder einem „Parsifal“, wo der Charakter im Lauf der Handlung einen Reifungsprozess durchläuft.
In der Barockoper verändern sich die Charaktere weniger, sie werden vielmehr von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Auch die durch die spätere Rezeption als „starr“ verurteilte Da-Capo-Form ergab durchaus Sinn, da der Sänger angehalten war, jede Vorstellung durch andere spontan extemporierte Verzierungen zu beleben, was heute nur noch bei einer Jazzimprovisation nachzuvollziehen ist.
Die Ironie des Schicksals wollte es übrigens, dass beide Konkurrenzunternehmen bankrott gingen und Händels späterer Ruhm als Oratorienkomponist, der den des Opernkomponisten bis ins späte 20. Jahrhundert bei weitem übertraf, eigentlich vor allem dieser Insolvenz zu verdanken ist.
Inszenierung: Reto Nickler
Haydn Sinfonietta Wien
Musikalische Leitung: Christoph Ulrich Meier
Ausstattung: Gilles Gubelmann
Institut für Gesang und Musiktheater
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WohinTippHQ 1 hour ago