Der erste Schritt im Prozess der Schöpfung und des Aufbaus eines Bildes ist das Finden eines geeigneten fotografischen Abbildes des Modells. Die Künstlerin wählt aus den gemachten Fotos die besten Ausschnitte. Sie enthalten dann die wichtigsten Aspekte des gesuchten Motivs und werden dann von ihr mehrmals vergrößert. Sie schafft ein paar Versionen des für sie interessanten Themas, extrahiert seine wichtigsten Eigenschaften und eliminiert was nebensächlich ist. Während des Malens folgt dann die nächste Etappe der Identifizierung und Umsetzung und die eigentliche Suche des Bildes. Hier entsteht wahrscheinlich der wesentliche Moment der Schöpfung. Die malerische Lasierung erlaubt der Künstlerin den geeigneten Maßstab zu finden und sie versucht das Unterbewusstsein des Modells zu erreichen, seine geistige und emotionelle Substanz; die Elemente, die auf der Körperlichkeit der Fotografie widergespiegelt werden, mit dem zu verbinden was ihr ihre Intuition, ihr Wissen und ihre Fantasie eingeben.
Der von der Künstlerin durchgemachte komplizierte Prozess: das Erhalten und das Formen des malerisches Werkes beinhaltet sowohl die Elemente des Spiels mit echten Teilen der Realität aber auch ihre subjektive Interpretation.
Es ist ein Prozess, in welchem das Werk expressiv verarbeitet wird, überraschend eine neue Qualität erringt, getränkt mit Gefühlen bekommt es zusätzlich eine geheimnisvolle Vergeistigung.
Der erste intuitive Eindruck, wenn man mit Arbeiten von Beata Cedrzynska in Berührung kommt, ist genau dieser: Hier haben es wir mit einer Künstlerin zu tun, die sich des metaphysischen Aspektes des Schöpfungsaktes bewusst ist. Daraus resultiert die Erhabenheit in der Schlichtheit ihrer Form, die Demut gegenüber der malerischen Materie und die Feinheit in des Werkes Endform.
Ihre Kunst ist eine tiefe Reflektion über unsere menschliche Existenz, stigmatisiert durch die Zerbrechlichkeit vom Moment unserer Geburt an bis zu unserem Tod.
Viele Porträts, die für Beata Cedrzynska unveränderliche und universelle Ausgangspunkte sind, bedeuten ihren Weg auf der Suche nach dem Sinn.
Ihre Bilder sind ein philosophisches Abbild eines Menschen, deren physische Realität in die geistige Dimension dringt. Cedrzynska benützt mehrmals den Ausschnitt des Porträts auf der Suche nach der zutiefst versteckten Wahrheit, sie kontrastiert mit Farbe die Farben, deformiert mit Lasur und übermalt.
Cedrzynska ist von der Zeit und der Vergänglichkeit fasziniert. Das große Verständnis für die wesentlichen Wahrheiten und ihrer schlichten Schönheit kann nur im Rahmen einer künstlerischen Disziplin entstehen.
Wert ist es an dieser Stelle an die Worte von Goethe über die Selbstdisziplin, die den Meister ausmacht zu erinnern: „Diese Kunst, bar jedes Schnörkels ist sehr wahr - weil so persönlich“.
Die Werke Beata Cedrzynskas bringen Ruhe und Unruhe. Zwingen zur Reflexion, beschwören die Aufmerksamkeit in jenem Maße, wie sie diese bei der Entstehung forderten. Das Bild wird achtsam aufgebaut, die Farben, Zellen der Materie schaffen eine farbige Fläche, ein flackernde oder eine überraschende, monochrome. Die Bildsubstanz ist also nicht das Resultat eines spontanen Arbeitsprozesses, sondern von konsequenten Studien der Farben und der malerischen Materie.
Diese Werke kontinuieren die individuelle Poetik der Künstlerin und haben einen konzeptualen plastischen Charakter, vor Allem einer geistlichen Konzeptualität. Diese Porträts sind nicht bloß eine Darstellung eines Menschen. Sie sind eher eine Ehrenbezeugung den Menschen gegenüber, eine Ehrenbezeugung innerhalb der Poetik des Negatives und der hinterlassenen Spuren.
Prof. Maria Targońska
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Kommentare
Becarelli COUNT Dussi 1 year ago