"A Two Dogs Company / Kris Verdonck (BE)"
Schauspieler, die aussehen, als wären sie gerade einem Cartoon entsprungen, ein Orchester aus Roboterinstrumenten, die technisch derart raffiniert ausgeführt sind, dass sie zu vollwertigen Ensemblemitgliedern werden, und ein isländischer Frauenchor tummeln sich auf der Bühne, die der belgische Theatermacher und Bildkünstler Kris Verdonck rund um die Texte des russischen Autors Daniil Charms (Harms) (1905–1942) gebaut hat.
Ein virtuoses Sprach- und Maschinentheater, bedrohlich und zugleich in scheinbar kindlicher Phantasie befangen. Und vielleicht deswegen ganz nahe an Charms, der es vor dem Hintergrund des Stalinismus auf unnachahmliche Weise verstand, die Beschreibung harter gesellschaftspolitischer Realität mit der leichtesten, absurden Geste zu verbinden. Seine Protagonisten fallen aus Fenstern, lösen sich auf, werden unvermittelt vom Mob drangsaliert, verschwinden spurlos, sterben. Wie sie das in seinen Kurztexten und Stücken tun, kann allerdings Lachanfälle auslösen. Persönlich hat Daniil Charms für seine Texte teuer bezahlt, wurde unter Stalin mehrfach inhaftiert und verhungerte am Ende in einer Irrenanstalt.
Auf literarische Vorlagen hat sich Kris Verdonck schon früher bezogen – auf Franz Kafka etwa („K, a society“) oder auf Schriften des Theatermachers Heiner Müller („M, a reflection“). „H, an incident“ ist aber sein erstes Musiktheater. Wie sich der Einzelne zur Gruppe, zur Gesellschaft verhält, interessiert ihn an Charms genauso wie die Frage, was sich an diesem Verhältnis unter den Bedingungen erhöhter sozialer wie technischer Kontrolle verändert hat. Zur Seite stehen ihm dabei eine Gruppe von Robotikforschern, die isländische Choreografin Erna Ómarsdóttir, der Musiker Valdimar Jóhannsson – der mit Ómarsdóttir auch das dunkle Metal-Projekt Lazyblood betreibt – und der Komponist Jónas Sen, der auch schon für Björk arrangiert hat.
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WohinTippHQ 2 hours ago