Die Kritiken überschlugen sich fast: „... hundert Seiten rauschhafter Prosa“ (NZZ), „Attribut: furios“ (dradio), auf der ORF-Bestenliste diesen Sommer. Jetzt stellt der österreichische Büchnerpreisträger Josef Winkler sein jüngstes Buch „Mutter und der Bleistift“ (Suhrkamp Verlag, 2013) im Literaturhaus vor. Moderation: Anton Thuswaldner.
Josef Winkler ist ein Reisender – und die Literatur, die ihn begleitet, verknüpft sich mit Erinnerungen an seine verstorbene Mutter, die ihren eigenen Erinnerungen wiederum nur mit Schweigen begegnen konnte. Es beginnt im indischen Ellora, wo der Erzähler stundenlang durch die buddhistischen, aus dem Fels gehauenen Tempel geht. In den Ruhepausen schlägt er Ilse Aichingers „Kleist, Moos, Fasane“ auf. Durch einen bestimmten Satz sieht er sich ins Jahr 1943 versetzt, in dem der Großvater einen Brief ausgehändigt bekommt, worin steht, dass nun auch Adam, sein dritter Sohn, im Krieg gestorben ist. Seine Tochter, die spätere Mutter des Erzählers, wird über den Tod des Bruders mit den Worten „Der Adam kommt auch heim, aber anders …“ in Kenntnis gesetzt. Daraufhin kehrt Schweigen in den Bauernhof ein. Ihr Leben lang wird die Mutter, die kürzlich gestorben ist, eine Schweigende sein.
„Mutter und der Bleistift“ schildert beeindruckend Szenen aus ihrem Leben. Peter Handkes Muttererzählung „Wunschloses Unglück“ mischt sich ein, dazu „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiss. „Roppongi”, dem „Requiem für einen Vater“ (2007), lässt Josef Winkler mit „Mutter und der Bleistift“ ein Requiem für die Mutter folgen.
Josef Winkler, geboren am 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten, lebt in Klagenfurt; seit 1982 freier Autor, zahlreiche Bücher, zuletzt „Die Wetterhähne des Glücks und Die Totenkulterer von Kärnten. Zwei Litaneien“, „Kalkutta. Tagebuch“ und „Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel“ (alle 2011), „Kalkutta 2: Tagebuch“ (2012), „Wenn wir den Himmel sehen wollen, müssen wir donnern helfen. Saualm reflux: Die Salzburger Rede“, „Wortschatz der Nacht“ und „Mutter und der Bleistift“ (alle 2013). Viele Preise, z.B. Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur und Georg-Büchner-Preis.
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WohinTippHQ 16 mins ago