JONAS MEKAS (*1922) künstlerisches Medium ist der Film und das geschriebene Wort. Seit
über 60 Jahren ist er als Promotor, Publizist und Organisator eine treibende Kraft des New
Yorker Undergrounds und gilt daher zu Recht als der "Pate des amerikanischen
Avantgardefilms". Seine Arbeiten zählen zu den unverzichtbaren Schätzen des alternativen
Kinos und sind Zeitdokumente, die das schillernde und lebendige Portrait einer ganzen
Künstlergeneration, zu der etwa Andy Warhol, Stan Brakhage, George Maciunas, Yoko Ono,
Hermann Nitsch oder Peter Kubelka zählen, zeichnen.
Ein zentrales Element von Jonas Mekas’ Ästhetik ist seit jeher der Filmkader. In den nichtfilmischen Arbeiten liegt insbesondere die Möglichkeit der Interaktion von zwei, drei oder vier Filmbildern im Zentrum von Mekas’ Interesse. Die Bilder sind aus dem originären Filmmaterial extrahiert und werden so zu spontanen Collagen, die während den intensiv empfundenen Momenten des Filmens entstehen. Gelöst aus dem ursprünglichen Kontext lassen sie eine neue Bedeutung und Realität zu. Mekas’ Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen dem Filmischen und dem Fotografischen und schließen den Diskurs nach der Frage, was ein Bild sei, ein. Dass es sich um Filmbilder handelt, bleibt dem Betrachter immer präsent, da Tonspur und Perforationslöcher auf den fotografischen Vergrößerungen stets sichtbar sind. Daneben gehören auch Audioaufzeichnungen zu Mekas’ Oeuvre. Diese „Fragmente des Paradieses“, wie Mekas sie nennt, schließen das Hässliche und Böse aus, sie zeigen Banales und feiern – sich dem Fluxus und dem Pop verbunden fühlend – das Unbedeutende, Unscheinbare, Unsichtbare und Nichtige. Sie tragen so eine poetische Hoffnung in die Menschheit, die Mekas ironisch als "fools hope" bezeichnet. Sich dem Risiko aussetzend, romantisch oder gar sentimental genannt zu werden, exkludiert Jonas Mekas alle Gewalttätigkeit und allen Horror unserer Zeit. Der Sturm aus Bildern und Tönen, der dem Betrachter entgegenschlägt, ist ein Sturm aus dem Paradies, angezogen von privaten, alltäglichen Aspekten des Lebens, fern von dramatischen, politischen Ereignissen, fern vom Treiben der Welt.
JONAS MEKAS, geboren 1922 in Litauen, lebt und arbeitet in New York (USA).
Einzelausstellungen u.a.: James Fuentes Gallery, New York (Destruction Quartet, 2009/ Cassis, 2010 / To New York with Love, 2010 / Images out of Darkness, 2012), agnès b. Galerie du jour, Paris (A few things I want to share with you, my Paris friends, 2009 / Musique Plastique, 2011 / This Side of Paradise, 2011, 2012), Maya Stendhal Gallery, New York (Fragments of Paradise, 2005 / Recent Works, 2007), Serpentine Gallery, London (Jonas Mekas, 2007, 2012) Centre Pompidou, Paris (The 365 Project, 2012), Venice Biennale (As I was moving ahead, 2005), MoMA/P.S.1, New York (Jonas Mekas: The Beauty of Friends
being Together, 2007).
Möchten Sie sich für unseren wöchentlichen Newsletter mit Veranstaltungstipps in Ihrer Umgebung, Gewinnspielen u.v.m. anmelden?
Nein danke, ich bin bereits Wohintipp-Mitglied (oder möchte nicht beitreten)
E-Mail Adresse eingeben, Anmelde-Button drücken und los geht’s
Bitte akzeptieren Sie erst unsere Nutzungsbedingungen.
Wollen Sie einen Kommentar hinterlassen?
Registrieren Sie sich (gratis!) bei Wohintipp.at oder loggen Sie sich ein
Kommentare
WohinTippHQ 2 hours ago