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Johann Steuerlein
Gregorio Allegri
Carlo Gesualdo da Venosa u.a.
400 Jahre lang verschollen, dann in Wien wiederentdeckt und durch ein junges, der a-cappella-Musik verpflichtetes Ensemble zum Erklingen gebracht: Das ist Johann Steuerleins Johannespassion, eine Rarität der Alten Musik. Neben anderen Kostbarkeiten aus der Zeit um 1600 steht sie im Mittelpunkt des diesjährigen Passionskonzertes des coro siamo.
Das Werk gehört aufgrund seiner Entstehungszeit zu den ersten Passionsmusiken in deutscher Sprache überhaupt und beeinflusste spätere Vertonungen der Leidensgeschichte Jesu Christi bis hin zu den großen Passions-Oratorien Johann Sebastian Bachs maßgeblich. Teile der Passion galten als verschollen bis sie am Beginn des 21. Jahrhunderts in der Österreichischen Nationalbibliothek durch Zufall wiederentdeckt wurden.
Mit Gregorio Allegris Bußpsalmvertonung Miserere Mei präsentiert der coro siamo eines der wohl imposantesten Chorwerke der Musikgeschichte, im 18. Jahrhundert erstmals außerhalb des Vatikans bekannt gemacht durch niemand geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart selbst, der einer Aufführung des Stückes in der Sixtinischen Kapelle beiwohnte und es später aus dem Gedächtnis niederschrieb. Die dafür drohende Strafe der Exkommunikation in den Wind schlagend schrieb Mozart so einmal mehr Musikgeschichte.
Hans Leo Haßlers fünfstimmige lateinische Motette Ad Dominum cum tribularer clamavi ist ein Musterbeispiel der Vokalpolyphonie der Renaissance. Die archaischen, in Halbtonschritten geführten Themen sind bestimmendes Merkmal des Werkes und zugleich auch Programm: Der sogenannte passus duriusculus galt zu jener Zeit als ausdruckstarkes Mittel um Schmerz oder Leid zu verdeutlichten.
Carlo Gesualdo als Enfant terrible der Renaissance zu bezeichnen ist vermutlich sogar eine Untertreibung. Sein Schaffen wird von der Tatsache überschattet, dass er vermutlich ein dreifacher Mörder war. Die innere Zerrissenheit des Künstlers spiegelt sich auch in seinen Vokalwerken wider. Die sechsstimmige Motette Tristis est anima mea besticht durch ihre gewagte Chromatik und die unzähligen tonalen Rückungen im Verlauf des Stückes.
Die Motette Timor et tremor, eine Vertonung von Versen des 30. und 54. Psalms von Orlando di Lasso gilt als Meisterwerk der Hochrenaissance. Mit Recht wird di Lasso von Kennern in einem Atemzug mit Größen der Musikgeschichte wie Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart genannt. Durch die sogenannte mutatio toni, die Veränderung der Terzen im Dreiklang, erzeugt der Komponist große Spannungen in der harmonischen Abfolge des Stückes. Das dichte Stimmengewebe fügt sich kunstvoll in ein homophones Ganzes.
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Kommentare
WohinTippHQ 29 mins ago