ARGE tanz – Koveranstaltung mit der editta braun company
25 years editta braun company: „planet LUVOS“
Auftragsproduktion für das Brucknerfest 2012
Was bleibt? Wenn alles vorbei ist, nach der letzten großen Flut?
„Wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist?" Seit über zehn Jahren gibt die Reflexion über die menschliche Autodestruktion der tänzerischen Recherche der editta braun company die Richtung vor, immer wieder, immer bewusster. Die Auseinandersetzung mit Manfred Wöhlckes These von der „sozialen Entropie“ (manifest, 2002), die Fantasie zu den erschreckenden Perspektiven der Genmanipulation (oXalis, 2005), die Parabel über das Erstarren einer schuldig gewordenen Zivilisation im Schweigen (Coppercity, 2007), die Diagnose zunehmenden Gegenwartsverlusts durch übersteigerte Heilserwartungen in die Zukunft (Wenn ich einmal tot bin, komme ich ins Paradies, 2008), die Konfrontation mit der Unausrottbarkeit des Krieges und dem Scheitern aller Utopien (König Artus, 2010), schließlich die Frage nach der Berechtigung von Kunst angesichts der humanitären und ökologischen Katastrophen unserer Zeit (schluss mit kunst, 2011) – all das führt, wenn nicht zu Verzweiflung und Resignation, zur immer drängenderen Suche nach einem Ausweg, oder – wenn es dafür wirklich zu spät ist – zumindest nach einer Antwort auf die Frage nach dem Grund der Ausweglosigkeit.
„planet LUVOS“ schließt den Kreis dieser Befragungen, indem es – tröstlich – verweist auf den Teil an und in uns, den wir Menschen viel zu lange vernachlässigt oder sogar ganz vergessen haben. Indem es den Untergang der Gattung Mensch beschreibt als Heimkehr in eine allorganische Existenz, in der die Auslöschung des Individuums nicht als Untergang erlebt wird, sondern als harmonisches Aufgehen in einem größeren Ganzen. Wir begleiten die letzten Menschen dieser Erde bei ihrer Begegnung mit den seltsam-befremdlichen, vielleicht zu Beginn auch furchteinflößenden und unheimlichen Kreaturen einer Unterwasserwelt, die sie zuletzt freundlich aufnehmen in ihre Welt der Stille und selbstverständlichen Harmonie. Was bleibt, ist jedenfalls größer als der Mensch.
Dabei schließt diese Produktion auch ästhetisch einen Bogen ab, der weit zurückreicht:
1985 zeigte das Kollektiv Vorgänge im Heiligen Hain der Priesterin Aloufoo im südsenegalesischen Dorf Fangoumé einen ersten Entwurf der Körperperformance Lufus, mit welcher es im Jahr darauf beim Choreografie-Wettbewerb von Bagnolet/Paris den Zweiten Preis und den Preis für die Innovativste Choreografie gewann. Aus diesem Kollektiv heraus entstand 1989 die editta braun company, die über zehn Jahre später die Grundideen dieser Performance weiter spann und 2001 das abendfüllende Stück „Luvos, vol. 2“ zur Uraufführung brachte. Seither wurde diese Choreografie in 15 Ländern und 27 unterschiedlichen Städten vor insgesamt ca. 15.000 ZuschauerInnen gezeigt. „planet LUVOS“ konfrontiert nun erstmals die surrealen Luvos-Körperwelten mit der menschlichen Gestalt einer frei bewegten Tänzerin – Traum und Realität, Vision und Gegenwart treffen aufeinander in einem unverwechselbaren theatral-tänzerischen Moment.
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WohinTippHQ 1 hour ago