Literaturverein Lesewelt St. Johann in Tirol präsentiert:
Der oberösterreichische Bauer Franz Jägerstätter träumte im Jänner 1938 von einem Zug, in den immer mehr Menschen einstiegen, und er hörte eine Stimme sagen: "Dieser Zug fährt in die Hölle." Dies deutete Jägerstätter als Warnung vor dem Nationalsozialismus. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs gab er die einzige Nein-Stimme in seinem Ort ab. Am 1. März 1943 erhielt er die Einberufung zur Wehrmacht nach Enns und verweigerte dort den Kriegsdienst. Er wurde verhaftet und nach Berlin gebracht, dort verurteilte man ihn am 6. Juli wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode. Zahlreiche gutmeinende Menschen, darunter Freunde, Familie, Kleriker und auch Nazis, redeten ihm zu, die Verweigerung zurückzunehmen und damit sein Leben zu retten. Der sture Bauer aus St. Radegund gab aber nicht nach. So wurde er am 9. August 1943 durch das Fallbeil hingerichtet.
Erst nach Jahrzehnten begann eine langsame Aufarbeitung und Würdigung. Das 1964 erschienene Buch von Gordon C. Zahn („In Solitary Witness. The life and death of Franz Jägerstätter“) inspirierte die christliche Friedensbewegung Pax Christi in den USA und bestärkte Daniel Ellsberg in seinem Engagement gegen den Vietnamkrieg. Axel Corti drehte 1971 einen Film mit dem Titel „Der Fall Jägerstätter“, der für einige Diskussionen sorgte. Die Hauptrolle übernahm der beliebte österreichische Schauspieler Kurt Weinzierl.
Als Auftragswerk für das Theater in der Josefstadt schrieb Felix Mitterer das Stück „Jägerstätter“. Es feierte am 23.06.2013 Premiere. Der Schauspieler Gregor Bloèb erhielt für seine Rolle als Franz Jägerstätter dafür den „Nestroy“-Preis als bester Schauspieler 2013.
„Vom Weg dieses sturen Bauern, dieses mutigen Mannes, der "Nein" sagte zu einem verbrecherischen Regime, "Nein" sagte zu den Massenmördern, wird das Stück handeln. Und von seinen Zweifeln und Ängsten, von seinen inneren Kämpfen, und von seiner Konsequenz, die uns weniger Mutigen ein Stachel im Fleisch ist.
Franz Jägerstätter hat uns auch heute noch viel zu sagen, zum Beispiel, dass man hin und wieder Nein sagt, statt Ja.“
Moderation und Gespräch mit dem Autor durch Univ. Prof. Klaus Zeyringe - Literaturkritiker für
diverse Medien wie Standard, Literatur + Kritik und Buchkultur sowie Jurymitglied der ORF-Bestenliste.
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Kommentare
WohinTippHQ 37 mins ago