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Gregor Schmoll (* 1970), der „Monsieur Surrealist“ der österreichischen Gegenwartskunst, studierte bei Michelangelo Pistoletto und Heimo Zobernig an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
In seiner künstlerischen Arbeit verbindet er Fotografien und (Raum-)Skulpturen zu aufwendig inszenierten Gesamtinstallationen. Stets zeigen diese sein Bestreben auf, die Grenzen zwischen Realität und Imagination zu verwischen, indem er scheinbar Alltägliches in surreale wie absurde Zusammenhänge überführt.
Schmolls Arbeit beruht dabei auf der Überzeugung, dass Wahrnehmung stets vom soziokulturellen Kontext geprägt ist. Dementsprechend schöpft der Künstler für die Herstellung seiner Arbeiten aus dem Reservoir des kulturellen Bildergedächtnisses. Oftmals ist hierbei der Bilderkanon der Kunstgeschichte Ausgangspunkt seiner poetischen wie ironischen Reflexionen. Seine Polaroid-Serie „Aus der Privatsammlung“ versammelt Zitate prominenter Werke der Kunst- und Fotografiegeschichte, die in alltäglichen Situationen verortet werden. Eine vergleichbare Verfremdung erfahren Motive aus Arbeiten Max Klingers oder Rudolf Schwarzkoglers in der Serie „Evidence of Dreams“, wenn sie sich im Mantel fotografisch festgehaltener, medizinischer Versuchsanordnungen präsentieren.
Mit dieser, dem Traumbild vergleichbaren Entstellung des kollektiven Bildrepertoires gelingt es Schmoll komplexe Bezugssysteme zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Wissensbereichen von der Psychologie bis zur Literatur herzustellen. Gleichzeitig zeigt er auf, dass unser Sehen im Alltag stets durch Bilder eines kulturellen Bildgedächtnisses vorstrukturiert ist. Er entlarvt dessen Inhalte nicht nur als Vermittler spezifischer Denk- und Wertmuster, sondern auch als Grundlage bestehender Wirklichkeitskonstruktionen.
Seine kritische Hinterfragung der Realität macht auch vor dem Selbst- und Künstlerbild nicht Halt. Wenn sich Schmoll in seiner Serie „My Life as Monsieur Surrealist“ als Pygmalion oder Fantomas inszeniert, oder in der Arbeit „Vexations“, aus den Profilansichten seiner zu Grimassen verzerrten Selbstporträts, die Außenkonturen von Porzellanvasen bestimmt, geht er der Frage nach, wie kulturell überlieferte Bilder die eigene Selbstwahrnehmung beeinflussen und Identität prägen.
Mit der Präsentation aller zentralen Werkgruppen der letzten zehn Jahre ist Schmolls Ausstellung in der Kunsthalle Krems die bisher umfassendsten Personale des Künstlers in Österreich. Sie offenbart seine Kunst als „Gewebe von Zitaten aus unzähligen Stätten der Kultur“, die „miteinander in Dialog treten, sich parodieren, einander in Frage stellen“ (Barthes). In der Zusammenschau werden seine Arbeiten zu einem Orbis Pictus, einem Bilderkosmos, der die geläufige Wahrnehmung der Wirklichkeit ins Wanken bringt, ebenso wie er neue Zugänge zu ihr eröffnet.
Kuratorin: Stephanie Damianitsch
Bild: Gregor Schmoll, Orpheus, aus der Serie „The Adventurous Journeys of Monsieur Surrealist: Die Unterwelt“, 2005
© Gregor Schmoll 2014
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Kommentare
WohinTippHQ 33 mins ago