„- Weil die Seele, mein Herr, leichter als Wodka ist; und wenn einer sich einen hinter die Binde kippt, dann steigt die Seele in die Höhe auf, bis sie endlich herausgeschwemmt wird.
- Und nur dann kann man sie in einem Menschen sehen?
- Jawohl.
- Und wenn einer zu viel trinkt, kann die Seele vollständig ausfließen und nicht mehr zurückkehren?
- So ist es, und der Mensch stirbt.“
Janusz Korczak - Fragment einer Reportage
Die Bilder aus dem Zyklus „Final Fantasy“ von Magdalena Peszkowska sind eine Serie subtiler, figurativen Kompositionen, die in eine verlassene, aus der Hektik herausgerissene, monotone, und scheinbar erstarrte Landschaft platziert wurden. Von beunruhigender Vegetation bewachsen wird sie zur magischen Dimension. Das ist nicht mehr der Hof, es ist ein Schutzraum für die Hauptfiguren. Als ob die Künstlerin ihnen einen sichereren Platz zuweisen würde und sie gleichzeitig isolierte, um ihnen die Bedingungen für ihre intimen Begegnungen zu schaffen.
Die erstarrten Helden dieser Bilder mit regungslosen Blicken in die Leere sind allesamt „Trinker“. Mit alkoholischen Getränken in der Hand, in der Gruppe stehend, Gruppen bildend, werden sie zu einer sternbildartigen Konstellation. Sie verbinden sich, trennen sich, verschmelzen miteinander. Letztendlich sind sie keine einzelnen Gestalten, auch keine Gruppe. Integriert, miteinander und mit ihren Haustieren verbunden bilden sie formlose Formen. Wir sehen sie in der Ferne, in einem intimen Format sehr deutlich. Leicht von oben betrachtet, niedriger als die Augenhöhe des Betrachters platziert, werden sie in der Tat - umgekehrt - erhaben.
Sehr präzise Ausführung, Finesse, akribische Arbeit mit einem Pinsel, der den Durchmesser eines Haares hat, Geduld und Rücksicht, mit der die Künstlerin die Details behandelte, macht aus den Trinkern beinahe Heilige. Nicht ohne Bedeutung ist hier auch die Anknüpfung an die malerische Sprache der frühen Renaissance und ihre sakralen Vorführungen. Nur dass Peszkowskas Bilder statt auf Leinwand auf grauem Karton gemalt und mit matter Farbe bedeckt wurden, da vermischt sich das Heilige und das Profane. Die Schlaumeier rauchen Zigaretten mit den Philosophen. Sie verschlingen Wurst, sind zärtlich zueinander, machen Geschäfte miteinander, streicheln ihre Hunde, und „saufen Wodka“. All das außerhalb der Wohnung, daher öffentlich, kollektiv in ihrer gegenseitigen Gesellschaft fühlen sie sich wohl und entspannen. Verdeckt durch die Büsche, vom Gras und der Dunkelheit eingehüllt schwelgen sie in ihrer „final fantasy“.
Peszkowska baut hier ein Mysterium auf. Die Wodkaflasche ist nur ein Vorwand, ein Werkzeug, die einfachste Weise um die Seele zu streicheln (wer von uns hat auch nicht manchmal versucht sie so zu beruhigen?), mit ihrer Hilfe wird die tiefere Bedeutung des Phänomens enthüllt.
Final Fantasy – Schluss-Fantasie, ein Traum, das ist der Titel dieses Zyklus. Etwas erwartetes, Erlösung bringendes. Erleichterung im Finale. Das Extreme. Schwankend über einem Abgrund. Der Moment, in dem wir uns ergeben, vielleicht hingeben, die Kontrolle verlieren. Diese eine der intimsten menschlichen Erfahrungen wird hier zum Leitmotiv. Final Fantasy ist auch ein nicht zufälliges Zusammentreffen mit dem Titel der berühmten japanischen Reihe von Computerspielen. Auch wenn wir hier in der formellen Form keine direkten Zusammenhänge haben, ist das mechanische der Gestalten von großer Bedeutung. Die Figuren sind wie programmiert, durch ihre Natur determiniert, unvollständig, vereinfacht,
Peszkowska weckt uns mit ihren „Trinker Kreationen“ aus einem Traum voller Routine und zwingt zu der Überlegung, ob unsere „erhöhte Perspektive“ wirklich eine Daseinsberechtigung hat. Ob uns nur die Requisiten und Kostüme zufällig von den „Berauschten“ unterscheiden? Welcher Sucht unterliegen wir und welcher ergeben wir uns. Wen grenzen wir aus und was für Recht haben wir dazu?
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WohinTippHQ 2 hours ago