Michael Kohlhaas

Dunkle, unheilvolle Trommeln künden vom Unrecht, das dem Titelhelden (Mads Mikkelsen) widerfährt. Ein Schlagbaum an einer unerwarteten Grenze und ein nicht vorhandener Passierschein zwingen den Pferdehändler, zwei seiner Rappen nebst Knecht einem windigen Baron zu überlassen. Als Kohlhaas nach einigen Ellipsen Mensch und Tier in geschundenem, verwahrlostem Zustand wiederfindet, fordert er zunächst Wiedergutmachung. Doch als diese ausbleibt und auch auf rechtlichem Weg nichts auszurichten ist, weil der Baron über Beziehungen zum Hof verfügt, wird der Betrogene zum rasenden Rächer, der bald eine kleine Armee von getreuen Mitkämpfern anführt.
Regisseur Arnaud des Pallières versetzt Kleists radikale Novelle in die rauhe, karstige Gebirgslandschaft der südfranzösischen Cevennen. Er inszeniert die universelle Geschichte vom Widerstand gegen Willkür, vom Kampf des Individuums gegen die Obrigkeit als eine Art Western. Auf die Visualisierung von Massenszenen verzichtet er ebenso wie auf Action. Seine Version erzählt vielmehr in Close-ups als in Totalen, die Landschaft dient ihm nicht als Schauplatz blutiger Kämpfe, sondern beschwört eher die endlosen Weiten der Region. Die Ruhe nach der Raserei ist Arnaud des Pallières wichtiger als die Raserei selbst. In einer der wenigen beibehaltenen ausführlichen Dialogszenen trifft Kohlhaas auf einen französischen Geistlichen, der in Kleists Original Luther persönlich ist. Hier werden die Fragen von der (Un-)Möglichkeit gerechtfertigter Gewalt und legitimen Widerstands einmal explizit erörtert. (www.leokino.at - nach: www.filmgazette; www.critic.de)