Wie konnte dieser Komponist nur so lange überhört werden? Der 1919 in Warschau in eine jüdische Musikerfamilie hineingeborene hochbegabte Mieczysław Weinberg komponiert schon als Jugendlicher autodidaktisch erste Klavierstücke und Lieder. Als Nazideutschland Polen überfällt, flieht der neunzehnjährige Mieczysław mit seiner Schwester zu Fuß Richtung Osten. Die zwei Jahre jüngere Ester kehrt schon nach wenigen Kilometern erschöpft zu den Eltern zurück. Weinberg wird sie, seinen Vater und seine Mutter nie wieder sehen. Zunächst studiert er in Minsk Komposition, von dort wird er beim Vormarsch der deutschen Truppen auf die Sowjetunion ins 4000 Kilometer entfernte Taschkent evakuiert. 1943 holt Dmitri Schostakowitsch ihn nach Moskau, wo er bis zu seinem Tode als freischaffender Komponist lebt. Unter dem Vorwurf, mit der Errichtung einer jüdischen Republik auf der Krim sympathisiert zu haben, wird er 1953 inhaftiert. Sein lebenslanger Freund und Mentor Schostakowitsch setzt sich mit einem sehr mutigen Brief für ihn ein. Erst Stalins Tod bringt Weinberg die Freiheit.Mit letzter Gewissheit erfährt er in den 1960er-Jahren, dass seine gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde. "Ich sehe es als meine moralische Pflicht, vom Krieg zu schreiben, von den Gräueln, die der Menschheit in unserem Jahrhundert widerfuhren."Mieczysław Weinberg hinterlässt ein beeindruckendes musikalisches Werk: über zwanzig Symphonien, Konzerte und Kammermusik, Liederzyklen und Opern. Er verfasste Musik für Filme, die von Millionen von Menschen gesehen wurden. "Traurig und frei", so die Komponistin Sofia Gubaidulina, "dringt diese Musik in den Hörer ein."Auf Einladung der Wiener Festwochen präsentiert Gidon Kremer gemeinsam mit seiner Kremerata Baltica und Solisten ein Porträt Mieczysław Weinbergs und seiner Seelenverwandtschaft zu Dmitri Schostakowitsch. Ergänzt wird die Konzertreihe mit einer Gesprächsrunde und dem Film Wenn die Kraniche ziehen.
Mieczysław WeinbergSonate Nr. 5 für Violine und Klavier op. 53Dmitri SchostakowitschKlavierkonzert Nr. 1 c-Moll für Klavier, Trompete undStreichorchester op. 35Mieczysław WeinbergKammersymphonie Nr. 4 für Streichorchester, Klarinette und Triangel op. 153Dmitri SchostakowitschAntiformalistischer Rajok (arr. für Bass und Kammerorchester von Andrei Pushkarev)Gidon Kremer ViolineDaniil Trifonov KlavierTine Thing Helseth TrompeteAlexei Mochalov BassMate Bekavac KlarinetteAndrei Pushkarev SchlagzeugKremerata BalticaLeitung Mirga Gražinytė-Tyla
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WohinTippHQ 20 mins ago