Di 1. Dez 2015, 11:00–19:00 | |
Di 8. Dez 2015, 11:00–19:00 | |
Di 15. Dez 2015, 11:00–19:00 | |
Di 22. Dez 2015, 11:00–19:00 | |
Di 29. Dez 2015, 11:00–19:00 | |
Do 31. Dez 2015, 11:00–23:55 |
„Erklärung“ lautete der lapidare Vordruck, mit dem Bibelforscher ihrem Glauben zugunsten der NS-Diktatur abschwören sollten. Sie hätten mittels Unterschrift zwar ihr Leben gerettet, jedoch ihren Glauben verraten. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen unterzeichnete kein Bibelforscher die menschen- und religionsverachtende „NS-Erklärung“. Jehovas Zeugen griffen nicht zur Waffe, sondern hielten strikt am biblischen Tötungsverbot fest. Gott war ihr Heilsbringer, sie lehnten daher jegliche Heilsideologie des NS-Füherkultes ab. Sie befolgten die staatlichen Gesetze, weigerten sich jedoch, z. B. in Rüstungsfabriken zu arbeiten oder den Eid auf Hitler als Oberbefehlshaber zu schwören. Daher wurden sie u. a. als „wehrkraftzersetzende Staatsfeinde“ mit dem Tod bedroht und verfolgt.
Alois Hofer (* 20. Juni 1899 in Wöbling/Graz; † 24. Oktober 1940 im NS-Gefängnis Brandenburg-Görden) wurde aufgrund seiner religiösen Überzeugung und pazifistischen Haltung der Wehrdienstverweigerung ermordet. Alois Hofer war Schumacher und seit 1927 Mitglied der Bibelforscher. Im Juni 1940 wurde er in Graz verhaftet, nach Berlin überstellt, wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tod verurteilt und im NS-Gefängnis Brandenburg-Görden geköpft.
Bis zum heutigen Tag existiert in Graz keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Franz Nabl heute noch ein Weg in Graz benannt, ebenso wie in vier weiteren steirischen Gemeinden. Franz Nabl war Schriftsteller, seit den 1920er Jahren völkisch-nationalistisch orientiert und seit 1936 Mitglied im "Bund deutscher Schriftsteller Österreichs". Er war Literaturpreisträger während der NS-Zeit und nahm 1943 das Ehrendoktorat der Universität Graz an. Anstelle von Franz Nabl sollte in Graz Alois Hofers gedacht werden.
Die Kunst-Aktion der Malerin Konstanze Sailer wird zum Gedenken an die verfolgten Bibelforscher und Zeugen Jehovas mit einer weiteren Ausstellung von Tuschen auf Papier in virtuellen Räumen eröffnet. Die Galerien befinden sich ausnahmslos in Straßen oder an Plätzen, die es nicht gibt, die es jedoch geben sollte: Solche mit Namen von Opfern der NS-Diktatur. Monat für Monat wird so das kollektive Gedächtnis erweitert. Monat für Monat werden damit Erinnerungslücken geschlossen.
„Memory Gaps ::: Erinnerungslücken“ zeigen eine Auswahl aus tausenden Tuschen auf Papier aus zehn Jahren. Sie stellen Schreie und Aufschreie von Opfern dar. Zum schmerzerfüllten Aufschrei geöffnete Münder und Kiefer. Abstrakte Darstellungen von Schreien in Ghettos, Konzentrationslagern und NS-Tötungsanstalten – gemalte Erinnerungskultur. Seit drei Jahrzehnten arbeitet die aus Heidelberg stammende und in Wien lebende Künstlerin zu den Themen Antlitz, Schädel und Tod. Tusche auf Papier wurde als Technik gewählt, um der "Filigranität" jener „Papierfetzen“ nachzuempfinden, auf denen in Konzentrationslagern inhaftierte Künstler – zumeist im Geheimen – ihre Kunstwerke herstellten.
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Kommentare
WohinTippHQ 26 mins ago