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Literaturfrühstück: Fritz Kochers Aufsätze (1904)

Wann:

Do 11. Jun 2015, 10:30

Wo: Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23/H.C. Artmann-Platz, Stadt, Salzburg

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Literaturhaus Salzburg

„Unsere Schulstube ist die verkleinerte, verengte Welt.“ So formuliert Fritz Kocher, der vermeintliche Urheber von Robert Walsers fingierten Aufsätzen, seine Einsicht, die Schule gebe ein Abbild der Gesellschaft. Gerade deshalb, so der Schüler, sei sie der Literatur als Thema empfohlen: „Es sollte nur einmal ein Dichter in unsere Verhältnisse hineinblicken, er würde reichen Stoff zu spannenden Werken finden.“ Tatsächlich hat die deutschsprachige Literatur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, nicht erst auf Walsers Empfehlung, ein ausgeprägtes Interesse für die Bildungsinstitutionen ihrer Zeit, man denke an Thomas Manns „Buddenbrooks“ (1901), Robert Musils „Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (1905) oder Hermann Hesses „Unterm Rad“ (1906).

„Fritz Kochers Aufsätze“ unterscheidet sich von diesen Texten auch darin, dass es in einem Medium der Institution selbst, in Schulaufsätzen eben, von der Schule erzählt. Walsers Gattungswahl ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen verrät die Aufsatzdidaktik der Jahrhundertwende etwas über die Bildungsideale der bürgerlichen Gesellschaft, zum anderen gibt sich Fritz Kochers raffinierte Auseinandersetzung mit den Konventionen des Schulaufsatzes, die streng aus dem Regelsystem der klassischen Rhetorik entwickelt sind, als genuin literarisches Verfahren zu erkennen.

Paul Keckeis, Universitätsassistent am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg, arbeitet an einer Dissertation zum Autor und wird beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, solange der Vorrat reicht – Einblicke in Robert Walsers „Schulaufsätze“ geben.