Wer meint, für die Musik der Stunde immer noch auf die Insel oder nach Übersee horchen zu müssen, der täuscht sich gewaltig. Auch aus heimischen Gefilden erreichen uns in den letzten Jahren verstärkt ganz neue und spannende Töne. Allen voran, Österreich. Steaming Satellites aus Salzburg gehören bereits zum geschätzten Inventar, seit inzwischen 10 Jahren bereichern sie den Indie-Sektor mit ihrem aufregend einzigartigen Stilmix. Max Borchardt, Emanuel Krimplstätter und Matthäus Weber haben sich zuletzt mit Manfred Mader wieder zum Quartett verstärkt. Die klassische Rock-Besetzung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug erweitern sie um Keyboards und eine großzügige Portion Synthies. Mit diesem Line-Up schaffen sie ein Klanguniversum, das sich abwechselnd schier unendlich ausdehnt und maximal verdichtet. Im Indie-Rock verwurzelt, bandeln sie gekonnt mit Blues, Funk und Soul an, erlauben sich beherzt Pop-Ausflüge und lassen ihre Stücke mal kompakt und mit voller Wucht auf uns los, dann umschmeicheln sie uns wieder ganz behutsam, um am Ende in epische Kunstwerke auszuufern. Sie kleiden ihre Geschichten in so viele Lagen, dass man auch bei mehrmaligem Hören immer wieder neue Details entdeckt. Dazu thronen über allem dieser lässige 70ies Vibe und Max Borchardts unverkennbare Stimme. Caleb Followill (Kings Of Leon) kommt einem in den Sinn und der junge Rod Stewart, mit einer extra Portion Soul. Erstaunlich, wie etwas gleichzeitig so wohltuend retro und modern klingen kann. Heraus kommt ein virtuos vielschichtiger Genre-Mix, der einen mitnimmt auf eine Reise, deren Tempo sich ständig ändert und die einen auf eine musikalische Mission schickt von vorgestern nach übermorgen. Nach zwei hochgelobten Alben und dem vielleicht stärksten Soundtrackmoment des vergangenen Filmjahres - "How Dare You" vom 2011er Album "The Mustache Mozart Affaire" veredelte den international erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Indie-Alpen-Western "Das Finstere Tal" (Regie Andreas Prochaska.mit Sam Riley, Tobias Moretti und Paula Beer) -, unzähligen Shows u.a. mit Thin Lizzy, The Ravonettes oder ihren Freunden Portugal. The Man sowie einer Nominierung bei den Amadeus Awards 2014, war die Zeit reif für ein neues Werk. Das dritte Album trägt ihren eigenen Namen. Auf ihrer bisherigen Tour durch den Musikkosmos sind sie mit "Steaming Satellites" bei sich angekommen. Eine Momentaufnahme ihrer Stärken. "Steaming Satellites" fährt keinen schnurgeraden Kurs, der Weg ist das Ziel, und doch greift immer alles fast magisch ineinander. Da werden am laufenden Band raffiniert Haken geschlagen zwischen spaceigen Rock-Kapriolen, sexy Funk-Krachern und feinen Indie-Pop-Perlen. Mal grüßen die Black Keys dann biegen wieder die Led Zeppelin-Gitarren ums Eck und zwischendrin wird Flaming Lips-mäßig ein bisschen psychedelisch geflippt. Was mischen die Salzburger nur in ihre Mozartkugeln? Diese Platte wird auch live ein ganz großes Geschütz und dürfte sich wunderbar mit dem bisherigen, im besten Sinne schwereren Material ergänzen. Gepaart mit den berüchtigten Jam-Eskapaden, in die die Shows gegen Ende gerne ausarten, stehen dem Publikum intensive, euphorische und verschwitzt durchtanzte Konzertabende bevor. In diesen Nächten ersetzt die Discokugel den Mond und es wird ausnahmsweise nicht um die Sonne gekreist, sondern um die Steaming Satellites.
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WohinTippHQ 1 hour ago