Der steirische herbst 2015 eröffnet mit einer installativen Konzertperformance. Der Komponist Johannes Maria Staud und der Dichter Josef Winkler wagen mit dem Ensemble Modern ein Experiment zeitgenössischen Musiktheaters. Die Festivaleröffnung 2015 ist erneut ein künstlerisches Wagnis: Der Komponist Johannes Maria Staud trifft auf den Schriftsteller Josef Winkler. Ihr gemeinsam und eigens für den steirischen herbst entwickeltes Werk ist ein subtiles Wechselspiel von Musik und Text. Keine Oper, sondern eine installative Konzertperformance. Ein Experiment zeitgenössischen Musiktheaters. „Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen“ – die Skulptur des Surrealisten Marcel Jean inspirierte Josef Winkler zu einem eigensinnigen surrealistischen Monolog. Sein Text besteht formal aus drei Elementen: litaneihafte Anrufungen eines imaginären Gegenübers wechseln sich mit Rückblicken auf eine katholische Kindheit in Kärnten und sprachmächtigen Weltklagen über die Gesellschaft unserer Zeit ab. „Ihr Erdöl-Gesellschaft, ihr Aufpasser unserer Tragödie, mit dem eintätowierten Modell eines Galgens in Euren sprunghaften Kniekehlen, den abgeschriebenen Plastikrosen auf Euren fadenscheinigen Totenkränzen, die Ihr das Grabeslächeln beim Wort nehmt mit dem Geruch der frischen, sich mit menschlichem Herzblut vermischenden Tinte – Ölhand aufs Herz! –, wie viele Äxte braucht eigentlich Euer Himmel?“ Der Österreicher Johannes Maria Staud ist einer der international renommiertesten Komponisten. In enger Zusammenarbeit mit Büchner-Preisträger Josef Winkler entwickelte er die Komposition für die 22 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten des Ensemble Modern. Die tragende Sprechrolle des Abends übernimmt der Schauspieler Johannes Silberschneider, der für seine zahlreichen Film- und Fernsehrollen mehrfach prämiert und 2012 mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis ausgezeichnet wurde. Das künstlerische Team rund um die junge Regisseurin Sofia Simitzis überträgt die künstlerische Montage ins Räumliche, in eine Art Bild- oder Weltmaschine. Großformatige Projektionen, ungewöhnlich anmutende Objekte, Licht, Bilder sowie die Aktionen des Sprechers und des Ensembles gehen ineinander – und auf alle Sinne zu.
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Kommentare
WohinTippHQ 11 mins ago