Wien, Zentrum, Stephansplatz. Fußgängerzone, Touristenmeile. Ein Straßenhändler für Opernkarten, wie an diesem Ort häufig anzutreffen, wird von einer Kollegin, einer Reiseleiterin, per Handy gebeten, ihre Gruppe beim Meeting Point zu übernehmen und bei Laune zu halten, da sie in einen Unfall verwickelt ist und nicht pünktlich kommen kann. Weil er ein freundlicher Geselle ist, übernimmt er diese Pflicht gerne und baut über seine Liebe zur Oper, der barocken Üppigkeit und dem damit verbundenen lustvollen Lebensstil eine Beziehung zu der Touristengruppe (dem Publikum) auf und gerät, wie kann es anders sein, ins Philosophieren. Kernthema ist der Zynismus in unserer Gesellschaft und der Kampf des Protagonisten, den Zyniker im eigenen Kopf loszuwerden oder zumindest Einhalt zu gebieten.
Soweit der formale Aufbau.
"Lust - Lasst uns leben!"" ist kein pointengespicktes Nummernkabarett. Es ist zum einen ein leidenschaftlicher Appell an uns selbst, das Leben mehr zu genießen und nicht ständig wegen jedem Fliegenschiss in Depressionen zu verfallen. Zum anderen als Warnung an jene Organismen, die mit Beharrlichkeit glauben, uns so führen zu müssen, dass wir in ständiger Angst irgendwelchen Dingen hinterher rennen, die wir so dringend brauchen wie einen Zeck im Ohr. Um diese Bewusstseinsänderung zu schaffen, müssen wir uns ein paar Dinge vor Augen führen: Der Mensch ist von hinten bis vorne triebgesteuert.
Diese Tatsache im Griff zu haben, ist nicht immer einfach. Darum haben wir ja auch die Kultiviertheit erfunden. Und das Fernsehen.
Der rechte simple Terminkalender des Neandertalers – jagen, vögeln, Feuer machen – würde heute nicht mehr funktionieren. Aber ehrlich gesagt: Das hatte schon was.
Um in der heutigen Gesellschaft unsere Triebe unter Kontrolle halten zu können, brauchen wir mentale ABS, EPS, Front- und Seitenairbags und eine wirklich gute Versicherung. Oder Tabletten. Es wird Zeit, darauf zu verzichten.
Lasset uns blödeln!
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WohinTippHQ 2 hours ago