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Die Grazerin Angelika Reitzer zählt zu den eher stillen Autorinnen des Landes. Mit ihrem jüngsten Roman WIR ERBEN ist ihr ein Prosa-Glanzstück gelungen, aus dem sie Passagen liest.
„Wir Erben“ ist das in zehn Jahren vierte Buch der in Graz geborenen und seit Jahren in Wien wohnhaften Schriftstellerin: nach „Taghelle Gegend“ (2007) und „unter uns“ (2010) ist es der dritte Roman. Reitzer, 42, gilt als Autorin, die sich innerhalb der heimischen Literaturszene – oft genug Podium exaltierter Solisten und Egomaniker – dezent im Hintergrund hält, die keine Instantprosa für den schnellen Leseverzehr fabriziert. „Ziemlich genau zwei Jahre nachdem ,unter uns’ erschienen war, wurde ich ständig gefragt,wann der nächste Roman endlich fertig sei“, erinnert sich Reitzer im Gespräch. „Offenbar existiert eine Art Roman-Zweijahresfrist. Ohne jemandem nähertreten zu wollen: Mir fiele das enorm schwer.“
„Wir Erben“, das durch seine distanzierte, zuweilen fast kalte Erzählhaltung nur auf den ersten Blick im Gestern verfangen scheint, versteht sich nicht als große Bühne, auf der viele Stücke von großer Bedeutung gegeben werden. „Wir Erben“ ist ein Buch der kurzen, ungekünstelten Sätze, das viel von Diskontinuität und Umbruch, von der Destabilisierung des kleinen Lebens erzählt. Siri nennt Reitzer die zweite Hauptfigur des Romans,deren Lebenslaufsich mit jenem von Marianne, die im fiktiven Dorf Gumpenthal wohnt und arbeitet, so kurz wie einschneidend kreuzt. Siri ist, im Gegensatz zu Marianne. eine Frau auf Wanderschaft: Mit ihrer Familie floh sie aus der DDR; nach dem Mauerfall kehrt sie in das ehemals sozialistische Land zurück. Sie bereist Japan, arbeitet in verschiedenen Berufen, beginnt in der US-Provinz ein Kunststudium. Aber auch der erzählerischen Komplementärfigur will sich die Existenz nicht zum Ganzen runden: „Ihr Leben hinschreiben, in ganzen Sätzen, die Bestand haben sollten, das gelang ihr meistens nicht, obwohl sich nicht ständig alles veränderte, im Gegenteil“, schreibt Reitzer: „Es geht mir gut. Ich zeichne viel. Ich fühle mich wohl hier. Solche Sätze hinzuschreiben, in Briefen an die Eltern, wäre ihr vollkommen falsch vorgekommen.“ Die Geschichten von Marianne und Siri sind auf keinen bestimmten Punkt hin erzählt, an dem sie kippen könnten. Reitzer lotet das Potenzial ihrer Figuren aus, indem der literarische Text viel Realität aufnimmt und sich dem allwissenden Erzählen strikt verweigert: Es bedarf einigen literarischen Könnens, die beiden Protagonistinnen auf eine über 300 Seiten lange Odyssee durch ländliche Räume mit all ihrer Trostlosigkeitund Leerezu schicken,ohne über deren Gedanken und Motive Rechenschaft abzulegen; die Dialoge über die Lesbarkeit der Welt – die Anschläge auf einer norwegischen Perieninsel, die wirtschaftliche Lage Griechenlands brechen stets schon nach wenigen Sätzen ab: „Das Fremde, Unmögliche fasziniert einen, aber man beschäftigt sich mit Naheliegendem.“
Die Geschichte des Romans hat viel mit Verwurzelt- und Entwurzeltsein zu tun. Muss man sich unbedingt nach einem Zuhause sehnen? Muss es nicht vielmehr erlaubt sein, heimatlos zu bleiben?“ Presse-Auszug aus Wolfgang Paterno in Profil, 24.2.2014
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Kommentare
WohinTippHQ 18 mins ago