Der litauische Regisseur Oskaras Koršunovas inszeniert den vierten Akt von Maxim Gorkis Nachtasyl. Hier existiert Luka, der den Bewohnern dieser erbärmlichen Zufluchtsstätte Hoffnung auf ein besseres Leben gab, nur noch in der Erinnerung der Zurückgebliebenen. Koršunovas befragt Gorkis Meisterwerk komplementär zur Grundsituation in Becketts Warten auf Godot und evoziert eine tragische Welt absurder Hoffnungslosigkeit. Leben Becketts Helden immer noch in der Illusion, dass früher oder später ein unbekannter, herbeigesehnter Gast erscheinen und sich mit ihm das Leben ändern wird, lässt Koršunovas’ Welt dieser keinen Raum. Seine Helden, zurückgelassen und voller Unruhe, stecken tief im Sumpf ihres armseligen Lebens. Einzig Wodka mildert ihre Verzweiflung. Ein minimalistisches Bühnenbild, ein winziges Zimmer, die Helden sitzen wie beim Abendmahl den Zuschauern gegenüber, beichten, streiten, reden melancholisch über den Sinn des Lebens, greifen zu Hochprozentigem, bis irgendwann das erste Glas an das Publikum geht. Ist das noch Theater oder können wir hier gemeinsam über Hoffnung reden? In Russland ist ein offenes Wort über Gott ohne Wodka – auf beiden Seiten der Rampe – praktisch unmöglich. Zuletzt war Oskaras Koršunovas bei den Wiener Festwochen 2000 an Hotel Europa beteiligt.
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WohinTippHQ 2 hours ago