"Beispielsweise dort drüben, woran hält es dort? Schauen Sie, da ist gar nichts. Ja, da ist eine Wand, aber die hält nichts.... Ich hoffe es kracht nicht irgendwann zusammen. Es hängt ja nur, wissen Sie". Verständnislos wischt Guadalupe Acedo, Haushälterin des `Maison á Bordeaux`, das Wasser auf, das durch das undichte Dach des Meisterwerks rinnt. Sie ist die Protagonistin dieser untypischen Architekturdokumentation der Filmemacher Ila Bêka und Louise Lemôine. Der Bauherr des `Maison á Bordeaux`, der durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, ließ sich 1998 von dem Niederländer Rem Koolhaas ein Domizil der ganz besonderen Art entwerfen - eines, das den Ansprüchen des körperlich behinderten Bewohners gerecht wird, dennoch aber dem ästhetischen Standard zeitgenössischer Architektur entspricht. Das Ergebnis ist eine Reihe architektonischer und technischer Kuriositäten, wie etwa die sich hebende Plattform, über die jedes der drei Stockwerke erschließbar ist, oder der `Joystick`, ein leuchtender, leicht phallischer Kunststoffhebel, der als Türöffner dient, zur Zeit der Filmaufnahmen aber leider den Geist aufgab. Guadalupe schüttelt im Vorbeigehen den Kopf. Manchmal hört man sie sogar flüstern: "Wenn ich viel Geld hätte, ich würde mir nicht ein Haus wie dieses bauen."
Diesmal sind es nicht reduzierte, aufgeräumte Bilder, die dem Betrachter auf hochästhetische Weise die Architektur scheinbar unbewohnter Häuser nahe bringen wollen. Diesmal ist es die charmante Guadalupe, die sich mit dem Staubsauger durch die engen Treppenaufgänge quetscht und durch deren Augen wir diese architektonische Ikone mit all ihren Reizen und Tücken kennenlernen.
Trotz vieler amüsanter Momente ist „Koolhaas Houselife“ jedoch keine Parodie - der Film erhält seine lustigen Augenblicke vielmehr durch das unkommentierte Aufeinanderprallen zweier Welten.
Rem Koolhaas selbst zeigte sich offensichtlich überrascht von Guadalupes Ansichten: "Man sieht hier, wie zwei Systeme kollidieren: Das System der platonischen Konzeption des Reinigens und das System der platonischen Konzeption von Architektur." (Nora Schmidt
Frankreich 2008, 58 Minuten, Französische Originalfassung mit engl. UT | Regie: Ila Bêka und Louise Lemoine
Eine Kooperation des Spielbodens mit dem vai Vorarlberger Architektur Institut, www.v-a-i.at
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Kommentare
WohinTippHQ 17 mins ago