Plaat II heißt jene Tafel des Rorschach Tests, auf der die meisten befragten Personen zwei Menschen zu erkennen glauben. Nicht zufällig beziehen sich sowohl Artwork als auch Titel von Mynths Debütalbum darauf. Die Zwillinge Giovanna und Mario ergänzen sich perfekt. Nicht, weil sie sich so ähnlich sind, sondern im Gegenteil, in diesem Album steckt auch viel Kampf und Geschwisterzank. Mario arbeitet am besten unter Druck, mag die Hektik, Action. Er macht am liebsten Musik, wenn er es eigentlich gerade nicht sollte. Giovanna hingegen liebt die Ruhe, hat die meisten Texte bei Waldspaziergängen in Salzburg geschrieben und nimmt aus Prinzip Vocals nur alleine in ihrem verdunkelten Zimmer auf. Mario ist Tüftler, hat viele Stunden mit Produzent Alexander Wieser im Studio bei den voll analogen Aufnahmen verbracht und über Details gebrütet. Giovanna schreibt ihre Texte spontan, schreibt auf was sie denkt und fühlt und hält sich nicht lange damit auf, sich hinter Metaphern zu verstecken. Dementsprechend direkt ist das Album inhaltlich, oft zwischen den Polen ruhiger, nach innen gerichteter Melancholie und progressivem Gefühlsausbruch. Musikalisch wird der Stil der Polar Night EP konsequent weitergeführt: sphärische Snythesizerflächen, schleppende Beats, darüber eine weiche Stimme. Einflüsse liegen irgendwo zwischen Jessie Ware und Nine Inch Nails, Portishead und Laurie Anderson. Urge ist der erste Vorgeschmack auf Plaat II. Der Song handelt von inneren Konflikten und dem Kampf gegen die eigenen Dämonen. Das Video knüpft an den cineastischen Stil von Nightlight an, kein Zufall angesichts des Regisseurs (Rupert Höller zeichnet für bisher alle Mynth Videos verantwortlich). Es ist voll mit Symbolismen: ein weißer Wolf, brennende Einkaufswägen, verblassende Augen, eine Epidemie? Trotzdem ist die Storyline bewusst vage gehalten, offen für Interpretation. Der Salzburger Rapper C-Black gibt dem slow bis mid tempo aber trotzdem nach vorne drückenden Electro Track den letzten Schliff. Mynth sind die Zwillinge Giovanna und Mario. Ihre Musik ist tief in ihrer Beziehung verwurzelt. Ihre spezielle Verbindung färbt ihren Sound, so als würde einer die Sätze des anderen beenden, nur mit Musik. Ihre Debüt-EP Polar Night ist im Februar 2015 auf Seayou Records erschienen. Im Februar 2016 erscheint das Debüt-Album Plaat II, ebenfalls auf Seayou Records.
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Kommentare
WohinTippHQ 26 mins ago