"Es gibt keine ärgere Pest als di(e)se Nation"
Diese Zeilen schreibt niemand geringerer als, die „Erste Dame Europas“, Kaiserin Maria Theresia (1717–1780), deren 300. Geburtstag 2017 begangen wurde. Bei den vielfältigen Ausstellungen über die wichtigste Regentin ihrer Zeit wurde ein Kapitel meist ausgespart oder fand nur am Rand Erwähnung: ihre ausgeprägt negative Einstellung gegenüber Jüdinnen und Juden. In ihrer vermutlich durch ihren tiefen Katholizismus geprägten Ablehnung folgte sie den Fußstapfen ihres Vaters. Hatte Kaiser Karl VI. (1685-1740) erniedrigende Vorschriften für Jüdinnen und Juden erlassen, so genannte „Judenordnungen“, verschärfte Maria Theresia dies und ordnete schließlich am 18. Dezember 1744, mitten in einem strengen Winter, die Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus Prag an. Gleichzeitig fehlte ihr für die Fertigstellung ihrer Sommerresidenz, Schloss Schönbrunn, Kapital, das sie vom jüdischen Geschäftsmann Diego d´Aguilar bereitwillig annahm. Auch wählte sie Joseph von Sonnenfels, den Sohn eines Rabbiners, als einen ihrer Berater. Dies offenbar nur, weil seine Familie bereits zum Christentum konvertiert war. Drei Jahre vor ihrem Tod bezeichnete sie die Juden als „ärgste Pest“.
Über Maria Theresia wurde berichtet, dass sie die Juden, die sie zur Finanzierung der Kriege und ihres Lebensstils rufen ließ, ausschließlich hinter einem Paravent empfangen hätte. Der Paravent wurde hier zu einem Symbol für eine menschenverachtende Distanz, das ihrer obsessiven Anstrengung gleichkam, Juden in Wien von Nichtjuden räumlich zu trennen.
Das Jüdische Museum Wien erinnert an diesen beklemmenden Aspekt in der Biographie der Herrscherin, die Österreich prägte, wie kaum jemand zuvor. Die Künstlerin Eva Schlegel wurde eingeladen, mit diesem Symbol eine neue Arbeit für die Dauerausstellung zu gestalten. Ein Rokoko-Paravent aus Schloss Schönbrunn und ein Dankgebet aus dem Jahr 1757 der wieder nach Prag zurückgekehrten Juden für „Ihre Majestät der Allergnädigsten Kaiserin“, dienten Eva Schlegel als Inspirationsquelle für ihre Arbeit. Die Künstlerin ermöglicht damit in der Dauerausstellung „Unsere Stadt!“ einen Gedenkraum, der an Menschen vor und hinter herabwürdigenden Barrieren erinnern soll.
Direktorin Danielle Spera und Chefkurator Werner Hanak-Lettner im Gespräch mit der Künstlerin Eva Schlegel.
Wir danken dem Teehaus Demmer für die Unterstützung beim Fünf-Uhr-Tee.
Leihgabe von SORAVIA
Um Anmeldung wird gebeten: Tel.: +43 1 535 04 31-110 oder E-Mail: events@jmw.at.
Einlass: 16:45 Uhr
Eintritt frei
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WohinTippHQ 2 hours ago