Do 30. Mär 2017, 19:30–23:30 | |
Sa 1. Apr 2017, 10:00–12:00 | |
Di 4. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Do 6. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Sa 8. Apr 2017, 10:00–12:00 | |
Di 11. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Do 13. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Sa 15. Apr 2017, 10:00–12:00 | |
Di 18. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Do 20. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Sa 22. Apr 2017, 10:00–12:00 | |
Di 25. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Do 27. Apr 2017, 18:00–20:00 | |
Sa 29. Apr 2017, 10:00–12:00 | |
Eröffnung: Do 30. März 2017 | 19:30 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend
Zur Ausstellung spricht: Dr. Thomas Miessgang
Ausstellungsdauer: 30. März bis 30. April 2017
Manche Kreise sehen aus wie der Mond, an dem Nebelschleier vorbeiziehen oder wie Nahaufnahmen eines fernen Planeten, auf denen man die Konturen von Bergketten oder weiträumigen Landschaften zu erkennen glaubt. Andere erinnern an Zielscheiben oder an die Bullaugen eines Ozeandampfers, durch die man hinaus in ein nachtschwarzes Nirgendwo blickt.
Aus dem Abstrakten schält sich Erkennbares heraus, ohne je den Grad an Konkretion zu erreichen, dass man von Figuration sprechen könnte - eine Schattenwelt von tenebreuser Anmut.
Gegenüber dem regelmäßig gehängten Ensemble graphischer Arbeiten ist ein gleichfalls runder Spiegel mit feinen Ritzungen platziert, die seine Zirkularität aufnehmen und damit konzentrische Kreise schaffen. Eine Arbeit, die einerseits den Raum öffnet und die Werkgruppe verdoppelt und andererseits zur Mikrokalibrierung des Blickes einlädt: Ist der Betrachter auf die diskreten Einschreibungen der Künstlerin fokussiert, gerät der Aspekt der Spiegelung aus dem Sichtfeld und der gerade noch expandierende Raum verengt sich zu einem Ort des graphischen Details. Makro und Mikro – it`s all a matter of perspective.
In der Kunst des 20. Jahrhunderts gibt es eine reiche Tradition von Kreisformen. Um nur einige der bekanntesten zu nennen: Die „Formes circulaires“ von Robert Delaunay, die „Targets“ von Jasper Johns, die an Zielscheiben erinnern und die Arbeiten des Schweizer Künstlers Alfons Schilling – übrigens die einzigen, die einen unmittelbaren Einfluss auf Sofia Goscinskis Produktionsweise ausgeübt haben: Er verwendete rotierende kreisförmige Bildflächen von mehr als 2 Metern Durchmesser, auf die er malte respektive Farbe schüttete und schleuderte und damit erratische, mystisch-magische Bildwirkungen erzielt. Goscinski arbeitet ähnlich, wenn auch mit kleinen Adaptionen der Versuchsanordnung: Sie verwendet eine Schablone, in die Pigment gestreut wird. Durch die Drehung verteilt sich das Material aleatorisch über die Fläche, wobei die Streuung durch die Geschwindigkeit der Rotation bis zu einem gewissen Grad kontrolliert und gesteuert werden
kann. Dadurch, meint die Künstlerin, würde sich die Bewegung ins Endresultat einschreiben: „Es ist nicht einfach nur ein statischer Kreis, die Dynamik wird in den Arbeiten sichtbar.“
Man kann im Kreis die vielleicht vollkommenste geometrische Form sehen, aber auch als Metapher für eine neue Sicht auf die Welt jenseits der linearen Fortschrittslogik: „Mit der globalen Computer- und Medienrealität,“ schreibt Volker Demuth in seinem Essay „Zyklomoderne“ „wird das Kreisen zur dominierenden Semantik der Weltkultur. Eine Zeit, die am Rotieren ist und in der die globalen Prozesse zunehmend zu zyklonischen Gebilden heranwachsen.“
In der zirkulären Bewegung entsteht in dialektischer Verwirbelung einerseits eine neue Seinsgewissheit, andererseits das Gefühl eines Drehschwindels, der sich in der Zufallsverteilung der Pigmente als symbolische Spur eines dynamischen Prozesses in die Bildflächen der Kreisstudien einschreibt. Und es ist genau diese Ambivalenz zwischen Statik und akzelerierter Bewegung, die den Arbeiten von Sofia Goscinski ihre Attraktivität und andererseits das schwer bestimmbare Gefühl einer bedrohlichen Anrufung verleiht.
©Thomas Miessgang
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WohinTippHQ 17 mins ago