Zwei Stimmen sprechen aus Tamar Radzyners Versen und Chansons: die selbst im Getto Lodz und in den Konzentrationslagern Auschwitz und Stutthof bewahrte Hoffnung auf eine gerechtere Welt, und die Verzweiflung der Shoa-Überlebenden über Stalinismus und Antismitismus in ihrer polnischen Heimat. Geboren 1927, flüchtet sie 1959 mit ihrem Mann und den Kindern Joanna und Olga nach Wien, eignet sich die deutsche Sprache an, wird von Georg Kreisler als Chanson-Schreiberin entdeckt, von ihm und Topsy Küppers gesungen. Die eindringlichen Gedichte und Lieder dieser politisch engagierten Jüdin liegen nun erstmals in gesammelter Form vor.
Schon 1917 hätte die Anthologie „Moderne jiddische Lyrik“, übertragen von Alfons Petzold und Marek und Lorenz Scherlag, in Wien erscheinen sollen. Die Kriegsumstände verhinderten es. Über Israel ist das Manuskript wieder nach Wien zurückgekommen. Es sind Gedichte einer noch sehr jungen, politisierenden Literatur, die mit der orthodoxen Abgeschlossenheit gebrochen hat, Gedichte voller Sehnsucht nach Liebe, Wärme und Licht. Sie zeugen vom jüdischen Massenelend, ob in der Neuen oder Alten Welt, und fanden in ihrer Zeit enorme Verbreitung. Die Zusammenarbeit des berühmten Arbeiterdichters Alfons Petzold mit dem zionistischen Publizisten und Lyriker Marek Scherlag stellt eine für Österreich einzigartige literarische Episode dar.
Buchpräsentation mit Rezitation von Andrea Pauli und Bastian Wilplinger
Um Anmeldung wird gebeten: Tel.: +43 1 535 04 31-110 oder E-Mail: events@jmw.at
Einlass 18:15 Uhr
Eintritt frei
Foto (c) Archiv Joana Radzyner
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WohinTippHQ 51 mins ago