KADAVAR heizen mit wohltuendem Rock den Prachtclub im Dezember auf!
KADAVAR haben sich eine Gewissheit für immer unter die Haut geritzt: Zieht man nach Rückschlägen den Schwanz ein, rieselt einem Erfolg durch die Hände wie ein Haufen nichtsnutziger Sand. Ausgerechnet im Herzen der USA, wo die Wüstensonne tief gefurchte Menschen und rostige Karossen in einer wild-west-verklärenden Lässigkeit konserviert, beginnt 2013 eine infernale Verkettung, die selbst Berlins gewaltigsten internationalen Rockexport der laufenden Dekade kurz ins Straucheln bringt.
Erst erschwert die berüchtigte US-Visabehörde der Band ihre langerwartete, erste Einreise in die Staaten. Dann lösen sich ein paar tausend hart erspielte Dollar förmlich in Rauch auf, weil der Motor eines eigens für den Videodreh zu ‚Come Back Life‘ angeschafften 1964er Ford Galaxy nach nur wenigen Meilen in der Hitze New Mexikos mitten auf dem Highway explodiert. Und schließlich, als der Staub Kaliforniens gerade so aus den Jeans geschüttelt war, um nahtlos die größte Europatour der Bandgeschichte zur zweiten Platte »Abra KADAVAR« in Angriff zu nehmen: springt der Bassist von Bord. Andere Bands hätten an dieser Stelle wohl hingeschmissen. KADAVAR nicht.
Die dafür fälligen Halleluja-Fanfaren können aus heutiger Sicht gar nicht laut genug ertönen. Denn: Hört man das runde Dutzend Songs der am 21. August 2015 erschienenen dritten Platte »Berlin«, wirkt das kurzzeitige Bandtief nur noch wie ein heftiges Luftholen – kurz vor dem Sprung über den Abgrund. Oder wie der Lungenzug an einer Zigarette – ungesund, aber unverschämt wohltuend. Wichtigste Grundlage für die Krisenbezwingung: Der glückliche Umstand, dass Sänger Lupus Lindemann und Schlagzeuger Tiger Bartelt ihr Rock’n’Roll-Schlachtross KADAVAR nach nur einem Anruf wieder bühnenreif komplettiert hatten. Mit dem gebürtigen Franzosen Simon „Dragon“ Bouteloup quasi mit einem Familienmitglied. Als Teil von AQUA NEBULA OSCILLATOR hatte er bereits die Split-EP mit KADAVAR eingespielt und seit seinem Umzug nach Berlin war er Dauergast im Tourbus. Gerade einmal vier Tage benötigt das Trio nach dem Anruf, dann fliegt der Drache.
Wie tief sich die Eindrücke des Dauertourens bei den Bandmitgliedern eingebrannt haben, spürt man auf »Berlin« mit jeder Zeile, bei jedem Anschlag. Obwohl wie die Vorgänger live eingespielt mit dem bandeigenem Analog-Equipment, hört man der Platte doch an, dass sie noch tiefer geht in Sachen Songwriting und Arrangements – und dass sich Lindemann, Bartelt und Bouteloup so lange wie noch nie fürs finale Recording im Studio verschanzt haben.
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Kommentare
WohinTippHQ 39 mins ago