Zum 27. Mal veranstaltet die Alte Schmiede die „Literatur im Herbst“. Unter dem Motto „Dialektik der Befreiung“ von 24. bis 26. November 2017 lesen und diskutieren im Rahmen der von Walter Famler, Karl-Heinz Dellwo, Thomas Seibert, Ilija Trojanow und Max Winter programmierten Veranstaltungsreihe:
Gabriella Angheleddu, Nora Bossong, Aspen Brinton, Rainer Danzinger, Karl-Heinz Dellwo, Katja Diefenbach, Felix Ensslin, Daniela Finzi, Paul Alexander Juutilainen, Philipp Katsinas, Jan Koneffke, Ivan Krastev, Constanze Kurz, Paul Lendvai, Stephan Lessenich, Isabell Lorey, Pankaj Mishra, Shalini Randeria, Milo Rau, Thomas Seibert, Maurizio Torchio, Ilija Trojanow, Fabien Vitali, Colson Whitehead.
Programmatisch knüpft die diesjährige Literatur im Herbst an den gleichnamigen Kongress an, den die Antipsychiater Ronald D. Laing und David Cooper 1967 in London organisiert haben. Themen, die damals und heute bewegt haben und bewegen, sind unter anderem: Freiheit und Kontrolle, Entmystifizierung der menschlichen Gewalt in allen ihren Formen sowie der Systeme, denen sie entspringt. Aspekte des Imperialismus, die versagende Wohlstandsgesellschaft. Diskreditierung von gesellschaftlichen Alternativen, Ausbeutungsmechanismen im digitalisierten Kapitalismus, Populismus und neuer Faschismus, Ästhetisierung und Digitalisierung aller Lebenszusammenhänge. Befreiung von der Überflussgesellschaft und Alternativen zur Akzeptanz von Furcht und Unsicherheit. Verdinglichung des Menschen. Macht und Widerstand bei intensivierter Reproduktion von Ungleichheit. Der virtuelle Staat. Repressive Toleranz. Kritik und Affirmation. Idiotie und Intellekt, Kolonialisierung der Fantasie, Macht und Ohnmacht. Die Liste ließe sich fortsetzen.
»Wir haben das Gefühl, immer mehr zu wissen und immer schneller zu handeln – in Wahrheit findet aber eine Einschränkung, fast Lähmung unserer Entschlussfähigkeit statt. Wie Teenager sitzen wir unbeweglich und lethargisch in unseren Zimmerchen, in unseren Köpfen aber rasen die Gedanken. Die technische Entwicklung hat unseren Willen gelähmt und unsere seelischen und sozialen Algorithmen völlig ins Ungleichgewicht gebracht. Es ist, als würden wir von den technischen Apparaten in einer totalen Gegenwart festgehalten, während wir in den Untergang rutschen. «Der Theaterregisseur und Essayist Milo Rau, dessen Kongotribunal aktuell als Film zu sehen und auch in Buchform dokumentiert ist, ist einer der Proponenten einer General Assembly, eines Weltparlaments der Entrechteten und Ausgebeuteten. In seiner Eröffnungsrede zeichnet er ein unbequemes Porträt unserer Zeit, entwirft aber auch Exit-Strategien aus grassierendem Alarmismus und falscher Moral.
Am Freitag, dem 24. November 2017, um 19.00 Uhr, wird im Theater Odeon das Festival mit dem Vortrag „Die Rückeroberung der Zukunft“ von Milo Rau eröffnet.
Anschließend wird Shalini Randeria, international tätige Sozialanthropologin und Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen, mit Milo Rau dessen radikale politische Ästhetik, die immer auch zu einer ebensolchen Praxis aufruft, debattieren.
An zwei weiteren Tagen erwartet das Publikum ein umfangreiches Programm: Neben Autorinnen- und Autorenlesungen werden Diskussionen, Kanzelreden, Filmvorführungen, eine szenische Lesung zum Film „Salò – oder die 120 Tage von Sodom“ von Pier Paolo Pasolini angeboten sowie ein Werkstattgespräch: Am Sonntag diskutieren in der Alten Schmiede in einer Matinée zum Thema „Dialektik der Unfreiheit in Osteuropa“ Aspen Briton, Ivan Krastev, Paul Lendvai und Ilija Trojanow.
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WohinTippHQ 1 hour ago