„Seit etwa 1971“, verkündete der bayrische Autor, Schauspieler und Regisseur Franz Xaver Kroetz einmal, „stört mich das Extreme an meinen Stücken. Mir scheint, es verhindert, dass die Dinge, die der ‚junge Kroetzʻ richtig gesehen hat, voll verstanden werden können, weil die Beispiele, an denen allgemein-gesellschaftliche Mängel angeprangert werden, immer an Extremen abgehandelt werden. So habe ich also begonnen, um der größeren Verständlichkeit willen, mich mit dem Durchschnitt zu befassen und ihn zu beschreiben.“Ob Anni und Heinz, das Prekariatspaar im Zentrum des 1972 erschienenen Stücks Oberösterreich, wirklich den gesellschaftlichen Durchschnitt bilden, sei dahingestellt. In jedem Fall wäre ihr mit Illusionen betäubter Alltag heute ebenso vorstellbar. Kroetz zeigt die beiden schlaglichtartig in ganz und gar durchschnittlichen Momenten, bei überaus durchschnittlichen Verrichtungen. Meistens sitzen sie einfach in ihrer „Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung“ und schauen fern, essen oder haben Sex, an Ostern geht es auch mal in ein Terrassencafé am Starnberger See. Sie reden über die Liebe, über „bleibende Werte“ und die gemeinsamen Haushaltsfinanzen – bis Annis Schwangerschaft „alles durcheinander“ bringt.Seit Ende seiner Assistenz am Burgtheater schreibt und inszeniert der junge Regisseur Andreas Schmitz Volksstücke in seiner bayrischen Heimat. Im Vestibül nimmt er sich nun Oberösterreich vor: Franz Xaver Kroetz’ kleines Stück über einen Mann und eine Frau, ihre Sehnsüchte und geplatzten Träume – und allgemein-gesellschaftliche Mangelerscheinungen.
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WohinTippHQ 57 mins ago