Ein Finne, ein Italiener und zwei Schweizer bringen gute Laune, Spielfreude und feinsten Hörgenuss ins Haus. Jeder der Musiker hat nicht nur eine eigene Handschrift, sondern ist auch stilistisch sozusagen in einem eigenen Bereich zuhause. Zwischen Jazz und Welt-Musik,
Eklektizismus und Avantgarde spielen sich die vier Herren mit Leichtigkeit in die Ohren ihres Publikums. Prickelnd, frisch, neu und doch irgendwie vertraut. Zusammen mit seinem angestammten Duo-Partner, dem Drummer Lucas Niggli, trifft Schaerer auf den italienischen Akkordeonisten Luciano Biondini und den finnischen Gitarristen Kalle Kalima.
Poetisch ist das Programm, wenn Biondini jazzige Italianità serviert, kühl und rau hingegen, wenn Kalima seine elektronisch verfremdeten Klänge einschaltet - zwischen den Welten generieren die Vier eine geballte Energie!
Nichts ist normal an diesem Quartett. Doch genau deshalb überrascht es – und funktioniert es. Denn wenn ein Finne und ein Italiener ins Gespräch finden, übersetzt gleichsam von zwei Schweizern, dann ist das eine spezielle Konstellation, die ihren tieferen Sinn haben muss. Nicht nur geografisch ist dieses Quartett weit hergeholt. Nebst kulturellen und musikalischen Gegensätzen prallen hier auch verschiedene Traditionen und Temperamente aufeinander. Das ist zwar nichts Aussergewöhnliches mehr in Zeiten, da sich das Grenzensprengen gerade unter Musikern zum guten Ton entwickelt hat. Allerorts suchen und finden sich weit Entfernte aber Gleichgesinnte - und reichen sich über Gräben und Zäune hinweg friedvoll die Hände – als hochsymbolische Statements auch gegen zeitgeistig
drohende Scheusslichkeiten. So einfach liegt der Fall hier freilich nicht. Denn pure Harmonie und simpler Takt ist nicht die Sache von Andreas Schaerer, Luciano Biondini, Kalle Kalima und Lucas Niggli. Viel lieber reiben sie sich aneinander, dass die Funken stieben und die Herzen hüpfen. Je schwieriger das Vorhaben des sich Findens, umso eifriger gehen sie ans Werk. Sie lieben das Abenteuer und spielen ihre je eigenen Klangsprachen und –dialekte aus: Jazz, Rock, Beatboxing - und Folkloren zudem, die aber nicht nur mediterran anklingen, alpin oder urig-nordisch. Da spielt weit mehr rein, was in den Hinter- und Untergründen dieser vier so verschiedenen, freigeistigen und offenohrigen Musiker brodelt. Hymnisches und Urrhythmen aus Afrika, Brachial-Urbanes aus taktangebenden Klangzentren wie Bern oder Berlin, reinste Poesie auch und immer wieder jene Kunst der Spontaneität, des sprunghaften Austausches und des gemeinsamen ad-hoc-Erzählens, die Freie Improvisation ausmacht. Alle vier bringen Kompositionen ein und schaffen so einen gemeinsamen Fundus. Aus diesem erschliesst sich das Quartett mit seiner ungewohnter Besetzung Klangräume jenseits des Gehörten. Und wagt kaleidoskopische Trips in wechselnden Konstellationen: irritierend, frappierend, gewagt und riskant – anomal im besten Sinn.
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WohinTippHQ 2 hours ago