Neuartiger Sound zwischen Soul und abstrakter ElektronikImmer wenn Alex Vargas seinen Namen in Kombination mit Begriffen wie „Senkrechtstarter“ oder „Newcomer“ hört, muss er schmunzeln. Zwar stimmt es schon, dass in den vergangenen Monaten sehr viel mehr Menschen hellhörig geworden sind und seinen in Soul getränkten Electro-Pop-Sound für sich entdeckt haben – aber genau genommen macht er nun schon seit 16 Jahren Musik. Der inzwischen 30-jährige Vargas ist zwar als Performer absolut routiniert, aber als Künstler sowie Songschreiber hat er erst in den letzten Jahren zu sich selbst und zu jenem Sound gefunden, der seine Stimme perfekt einrahmt. Das konnte man schon auf der 2016 veröffentlichten EP „Giving Up The Ghost“ erkennen, auf der der dänische Sänger und Produzent sein Gespür für übergroße Refrains à la Stevie Wonder mit seinem unverwechselbaren Falsettgesang und eigenwilligen Produktionen kombinierte. Und das wurde umso deutlicher mit Veröffentlichung seines Debütalbums „Cohere“, das im März 2017 erschien, bis auf Platz 11 der dänischen Albumcharts kletterte und ihm eine Auszeichnung als ‚Solokünstler des Jahres‘ bei den Danish Music Awards einbrachte.Die Themenpalette, die Alex Vargas in seinem Songwriting präsentiert, beruht größtenteils auf eigenen Erlebnissen und Erfahrungen, und sein bisheriges Leben war in der Tat alles andere als gewöhnlich: Vargas, der in Dänemark aufwuchs, driftete schon als 12-Jähriger zu einer Bühnenproduktion von „Die Schatzinsel“. Er sprach weiter fleißig für diverse Rollen vor, die er auch bekam. Mit 15 schenkte man ihm eine Gitarre und aus seinem Hang zur Bühne wurde schon bald der Wunsch, eigene Indie-Hymnen zu präsentieren. Mit 17 hatte er seinen ersten Manager und zog nach England, um dort seinen Traum von einer Karriere als Musiker zu verwirklichen.In England brachte man Vargas mit dem Hitmacher Brian Higgins zusammen, verantwortlich für die Erfolge von Girls Aloud, mit dem er sein Debütalbum schreiben sollte. Dazu wurden noch vier weitere Musiker ins Boot geholt – so entstand um Alex Vargas eine Pop-Kombo namens Vagabond, die 2009 ihr Album „You Don’t Know The Half Of It“ vorlegte und danach im Vorprogramm von Größen wie James Morrison oder The Script auftrat. Doch Vargas war noch nicht zufrieden – es war nicht das, was ihm vorschwebte. Daher löste er die Gruppe auf, bevor es zu den Aufnahmen für ein weiteres Album kam.Für Alex Vargas, der mit dem Classic-Rock-Sound von Pink Floyd, Queen oder Jeff Buckley aufgewachsen ist, war ein derartiger Ansatz aus der Popfabrik einfach nicht das Richtige. Und so begann er damit, neue Produktionstechniken zu erlernen, arbeitete an eigenen Songs und verfeinerte seine Falsettstimme, die schon zuvor viele Leute hatte hellhörig werden lassen. Auch in Los Angeles schlug er zwischenzeitlich seine Zelte auf und arbeitete dort an Akustikballaden, über denen seine Stimme sogar noch besser zur Geltung kam.Nach und nach tauchten in seinen Demos immer mehr Noise- und Electronica-Elemente auf, und genau diese Mischung macht seither seinen Sound aus: Es ist ein episch angelegter, zeitgenössischer und elektrifizierter Soul-Entwurf, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie etwa Rosie Lowe, BANKS oder Seramic. Eine düstere, etwas abgründige Energie zeichnet dabei diesen Entwurf aus. Das konnte man schon auf seiner ersten EP „Giving Up The Ghost“ erkennen und wurde auf dem Debütalbum „Cohere“ noch deutlicher. Ein Freund brachte diesen Ansatz auf die treffende Formel „Noise Soul“ – und genau das ist es auch, was Alex Vargas nun im weiten Feld der modernen Solomusiker, die einen Computer ebenso behände bedienen können wie eine Gitarre, ganz besonders auszeichnet.
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Kommentare
WohinTippHQ 15 mins ago