Ein Circus in einer Kirche? Was gewagt klingen mag, macht in der neuen Produktion des kanadischen Cirque Alfonse durchaus Sinn: „Tabarnak“ ist kein Spektakel für Kinder, sondern ein Circus für Erwachsene. Es zeigt eine Dorfkirche als Versammlungsort, an dem die Gemeinschaft an den wichtigsten Stationen des Lebens von der Taufe über die Hochzeit bis zum Tod zusammenkommt. Hier begegnen einander das Menschliche und das Göttliche auf Augenhöhe. Die akrobatische Familientruppe aus Québec träumt sich zurück in die Zeit einer glücklichen Vergangenheit: „Unsere Shows verkörpern den Wunsch, die quirligen Abende unserer Kindheit wieder zu erleben, als man zu den Klängen traditioneller Musik die Nacht durchtanzte.“ Nach Montréal und Adelaide ist die berauschend-dynamische Performance endlich auch im Festspielhaus St. Pölten zu Gast. Sie gleicht einem anarchischen Kreuzweg und übersetzt theologische Reflexion in verträumt-poetische Bilder. Die Live-Musik von David Simard changiert zwischen liturgischen Gesängen, Folk- und Rockmusik und begleitet Freudentänze, Rollschuhnummern und Akrobatik in luftiger Höhe. Die Artistinnen und Artisten tanzen zwischen Licht und Dunkelheit und greifen sinnbildlich nach dem Himmel. In „Tabarnak“, der bereits fünften Arbeit des Cirque Alfonse, werden mit Ironie und Humor religiöse Symbole aufgegriffen und sakrale Mythen entlarvt. Eine rauschende, surreale Messfeier, die der Musik, der Circuskunst und dem Leben selbst huldigt!
Foto: (c) Audric Gagnon
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WohinTippHQ 2 hours ago