Am Neujahrstag 2016 – mitten im Releasezeitraum von Hearts Hearts Erstling Young – erreichen Sänger David Österle innerhalb der selben Stunde zwei höchst unterschiedliche Sound-Snippets. Peter Paul Aufreiter und Johannes Mandorfer hatten ohne jede Absprache neues Material entworfen. Ein rasend jazziger Piano-Loop und ein irres, im hohen Norden produziertes Drumle. Von beiden Samples gleichermaßen fasziniert, fusioniert Österle die eigentlich unvereinbaren Elemente und singt dazu prompt die ersten Phrasierungen des vorliegenden Folgealbums in seinen Laptop. Das verschroben-poppige Resultat „Phantom / Island“ ist die erste Single und Opener der neuen Platte Goods / Gods. Sollte es noch eines Beweises bedürfen, wie lohnend es sein kann um ein, zwei Ecken zu denken – hier ist er.Hearts Hearts fand sich 2012 zusammen. Ihr von elektronischen Balladen geprägtes Debüt Young brachte ihnen prompt Vergleiche mit Radiohead und Alt-J ein. Mit Goods / Gods haben sie ihr musikalisches Terrain erweitert. Sie verbinden ihren bereits bestehenden Indietronica-Sound mit schmachtenden Bläsern, Harfen und kontrolliert ausufernden Streicherarrangements. Die klanglichen Reminiszenzen erstrecken sich dabei von jüngeren Produktionen Bon Ivers über Son Lux bis hin zu Artists wie Cinematic Orchestra oder Jamie XX.Die elf Songs widerlegen die Mär vom angeblich so schwierigen zweiten Album. Schwierig? Schufterei hört man dem Material zumindest nicht an, so selbstverständlich und selbstbewusst klingt es. Goods / Gods überrascht mit seinem Nahverhältnis zu Pop, besticht durch kompositorische Klarheit und Reife. Das von Österle exaltiert übersungene, motorisch-antreibende „Sugar / Money“ und der ekstatische Titeltrack „Goods / Gods“ zeugen davon. Die Band liefert eine gelungene Balance, zwischen musikalisch disparaten Genres wie zwischen Stimmungen von Heiterkeit und Tiefe. Für letztere bürgen auf eindringliche Weise das reduktionistische Intermezzo „Do you often think about /“ oder die harsch-schöne Ballade „Imagine / Many Lives“.Die Verschränkung von scheinbar Widersprüchlichem kennzeichnet nicht nur die Entstehungsgeschichte der ersten Single „Phantom / Island“, sie hat sich für Goods / Gods zum gestalterischen Prinzip entwickelt. Alle Songtitel sind zweiteilig und mit einem Schrägstrich versehen, was die Paar-Elemente in vieldeutige Beziehung zueinander setzt. Die Texte erforschen Doppelsinnigkeiten, Zwischenräume des Lebens, es geht um gemischte Gefühle und moralische Zwiespälte.„Es geht um ein Denken in Optionen“, so der Gitarrist Daniel Hämmerle. Mit Unentschlossenheit hat das nichts zu tun, dafür klingen die Songs zu klar und fokussiert. Es stecken unzählige kleine Details darin, ohne dabei auszufransen. Im Gegenteil, sie sind bestechend auf den Punkt formuliert. Noch so ein Paradox.
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Kommentare
WohinTippHQ 42 mins ago