Ansgar Schlei
an der Orgel der Wiener Jesuitenkirche
BACH UND FRANKREICH
Unter dem Titel „Pièce d’Orgue“ komponiert Johann Sebastian Bach sein einziges Orgelwerk mit französischem Titel und ebensolchen Satzbezeichnungen (Très vitement – Gravement – Lentement). Als Stück vom Charakter der freien Fantasie präsentiert das Werk in virtuoser Art die klanglichen Möglichkeiten der Orgel. Möglicherweise steht die Entstehung des Werkes im Zusammenhang mit Bachs Beschäftigung mit der französischen Musik. Damit bildet das „Pièce d’Orgue“ die Überleitung vom Großmeister der deutschen Barockmusik zu Meistern der französischen Schule.
Mit Alexandre Guilmants Sonate in d-Moll erklingt die vielleicht bekannteste der Orgelsonaten eines der berühmtesten französischen Orgelvirtuosen. Als Interpret hatte Guilmant es verstanden, die Orgel populär zu machen. Vor allem seine Orgelsonaten zeugen von einer Epoche großformatiger, fast schon überladener französischer Orgelsymphonik. Stärker als die fast im gleichen Zeitabschnitt entstandenen zehn Orgelsymphonien Widors folgen die einzelnen Sätze in formaler und stilistischer Hinsicht eher klassischen Mustern. Die Musik Ludwig van Beethovens mag bisweilen als Vorlage für die Orgelmusik Alexandre Guilmants gedient haben.
Die beiden Großwerke werden verbunden durch Jehan Alains „Le jardin suspendu“ – Der hängende Garten. „Der hängende Garten ist des Künstlers immer wieder gesuchtes, doch ungreifbares Ideal, seine unzugängliche und unantastbare Zufluchtstätte.“ beschrieb der im Ersten Weltkrieg mit nur 29 Jahren gefallene Komponist den unerreichbaren Traum eines Ortes der Freiheit und fasste ihn in Musik.
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WohinTippHQ 29 mins ago