An vielen Beispielen aus der Literaturgeschichte veranschaulicht der Vortrag von Thomas Strässle die Strategien, deren sich das faketionale Erzählen bedient: Ein Erzählen, das Fakten und Fiktionen geschickt miteinander vermengt.
Die aktuelle Debatte über Fakes operiert ganz selbstverständlich mit dem Gegensatz von Fake versus Fakt. Was Fake ist, vergeht sich an den Fakten, und was als Fake entlarvt werden soll, muss daher auf seine Faktizität hin überprüft werden.
Daran ist nichts falsch, aber es ist auch nur die halbe Wahrheit. Denn der Fake lässt sich nicht nur in seinem Gegensatz zum Faktischen betrachten, sondern auch in Hinsicht auf Fiktion. Jeder Fake ist eine Form von Fiktion oder hat zumindest Anteil am Fiktiven. Umgekehrt gilt dieser Satz aber nicht: Nicht jede Fiktion ist auch eine Form von Fake. Es gibt viele Formen der Fiktion (Märchen, Fabeln, Fantastik etc.), die keinerlei Anspruch erheben, als faktisch zu gelten, wie der Fake es immer tut. Und das heisst: Der Fake kann auch als eine Untergattung der Fiktion verstanden werden, als eine spezifische Ausprägung von Fiktionalität. Es fragt sich nur, wie sich diese beschreiben lässt und was dies für den Fake bedeutet - für den Fake als Form von Fiktion, wie sie für die Gegenwart politisch äusserst brisant geworden ist.
An vielen Beispielen aus der Literaturgeschichte veranschaulicht der Vortrag die Strategien, deren sich das faketionale Erzählen bedient: Ein Erzählen, das Fakten und Fiktionen so geschickt miteinander vermengt, bis die Übergänge nicht mehr ersichtlich sind und unentscheidbar wird, was auf welche Seite gehört.
Referent: Prof. Dr. Thomas Strässle, Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Zürich, ausgebildeter Konzertflötist
Man bittet um Anmeldung unter www.haus-gutenberg.li/Veranstaltungen, per E-Mail (gutenberg@haus-gutenberg.li) oder per Telefon (+423 388 11 33).
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WohinTippHQ 43 mins ago