Dramma serio per musica in zwei Akten (1791)Musik von Wolfgang Amadeus MozartLibretto von Pietro MetastasioIn italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnHandlungVitellia, die Tochter des vorherigen Kaisers, sieht sich als eigentliche Erbin der Herrschaft über Rom, aber nun ist Tito Kaiser – und er macht keine Anstalten, sie wenigstens durch eine Heirat mit sich in ihre Würde als Kaiserin einzusetzen. Viel schlimmer noch, er liebt eine Fremde, eine Barbarin, Königin Berenice von Judäa. Vitellia ist entschlossen, durch einen Aufstand selbst an die Macht zu kommen. Sesto, einen engen Freund von Tito, hat sie in sich verliebt gemacht und verlangt von ihm, Tito zu stürzen und zu töten. Sesto zögert, denn er ist wie alle von den Herrscherqualitäten Titos überzeugt. Aber seine Sehnsucht nach Vitellias Liebe siegt, er bereitet Rebellion und Mord vor. Kaum ist er fort, um loszuschlagen, hört Vitellia, dass Tito die Verlobung mit Berenice gelöst hat, denn die Römer dulden keine fremde Kaiserin. Vitellia glaubt, nun werde sicher sie Titos Braut und sagt die Rebellion ab. Aber sie hat sich getäuscht: Tito erwählt Servilia, Sestos Schwester, um der Familie seines Freundes Ehre zu erweisen. Wieder sieht sich Vitellia zurückgesetzt und stachelt Sesto erneut zu Aufstand und Mord an, was diesem nun noch schwerer fällt, aber erneut gewinnt seine Liebe zu Vitellia Oberhand über seine Freundschaft zu Tito. Inzwischen hat jedoch Servilia dem Kaiser gestanden, dass ihr Herz Annio gehört, und Tito verzichtet auf sie, er will ihre Aufrichtigkeit belohnen. Seine Wahl fällt nun endlich doch auf Vitellia, die Sesto jedoch nicht mehr zurückholen kann. Der Aufstand ist in vollem Gange, und Sesto verübt einen Mordanschlag – derjenige aber, auf den er im Dunklen einsticht, ist nicht der Kaiser. Tito lebt, und Sesto wird als Mörder verhaftet. Im Verhör durch den Kaiser verrät er Vitellias Intrige nicht. Trotzdem beschließt der Kaiser insgeheim, Sestos Leben zu schonen, eher soll man ihn wegen zu großer Milde als wegen zu großer Grausamkeit schelten. Schließlich ringt sich auch Vitellia dazu durch, die Wahrheit zu sagen, um Sestos Leben zu retten, das er für sie hinzugeben bereit war. Tito ist entgeistert über die Untreue der Menschen, die er für seine Freunde gehalten hat, entscheidet sich aber trotzdem dafür, allen zu vergeben. Auf eine Heirat verzichtet er.Zum WerkWolfgang Amadeus Mozart erhielt im Juli 1791 von den böhmischen Ständen den Auftrag, für die Krönung Kaiser Leopolds II. zum böhmischen König in Prag eine Festoper zu schreiben, deren Vorlage von den Auftraggebern bestimmt wurde: La clemenza di Tito, ein 1734 von Pietro Metastasio für Antonio Caldara verfasstes Libretto, das bereits über 40 Mal vertont worden war, weil es als idealer Fürstenspiegel galt. Selbst der kritische Voltaire empfand das Stück in seiner Verherrlichung des vernünftigen, unerschütterlich gütigen und weisen Herrschers als ewige Lehre für alle Könige und ein Entzücken für alle Menschen. Der Wiener Hofdichter Caterino Tommaso Mazzolà überarbeitete in Abstimmung mit Mozart den inzwischen aus der Mode gekommenen ursprünglichen Text der Opera seria mit ihrem starren Wechsel von Arien und Secco-Rezitativen erheblich. Mozart konnte so eine für seine Zeit vera opera, eine wirkliche Oper, wie er selbst anmerkte, mit Duetten, Terzetten, Ensemble- Finali und Chören komponieren. Insofern ist La clemenza di Tito alles andere als eine schon damals altmodische Retro-Oper, sondern Mozart setzte formal auch mit diesem Werk Maßstäbe und schilderte die dramatischen Ereignisse und die Figuren mit seiner ganzen Meisterschaft. Trotzdem findet musikalisch nicht die psychologische Vertiefung statt, die in den Da Ponte-Opern erreicht wurde, aber das war auch nicht das Ziel einer solchen Festoper. Mit Tito geschieht auf diesem Hintergrund dennoch Bemerkenswertes, er wirkt schwächer als man es von einer kaiserlichen Huldigungsfigur erwarten würde, aber er wird dadurch menschlich. Das war auch die Botschaft an den echten Kaiser: Sei ein Mensch wie Tito. Ob das nicht schon zu aufgeklärt war für einen solchen Anlass, der zudem stattfand, während in Frankreich die Revolution gerade so richtig in Gang kam? Zumal auch das Ende kein wirklich erhebendesist: Tito bleibt desillusioniert über seine Mitmenschen allein, die Macht erweist sich als traurige Bürde. Der Erfolg der Festaufführung vor der Hofgesellschaft am 6. September 1791 war dann auch mäßig, erst die folgenden Repertoire-Aufführungen mit bürgerlichem Publikum ernteten Begeisterung.BesetzungMusikalische Leitung: Stefan GottfriedInszenierung: Sam BrownAusstattung: Alex LowdeLicht: Jean KalmanVideo: Tabea RothfuchsTito: Joseph KaiserVitellia: Nicole ChevalierServilia: Mari EriksmoenSesto: David HansenAnnio: Kangmin Justin KimPublio: Jonathan LemaluOrchester: Concentus Musicus WienChor: Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)
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WohinTippHQ 1 hour ago