Malyj Trostenez, ein Vorort der weißrussischen Hauptstadt Minsk, fand jahrzehntelang im Westen kaum Beachtung, obwohl sich hier eine der größten Vernichtungsstätten in der von der Wehrmacht besetzten Teilen der Sowjetunion befand. Neben belarussischen, deutschen und tschechischen Jüdinnen und Juden, ZivilistInnen, Partisanen, WiderstandskämpferInnen sowie Gefangenen der Roten Armee wurden hier mehrere Zehntausend Menschen ermordet, darunter wie neueste Forschungen des DÖW ergaben, 9.735 österreichische Jüdinnen und Juden. Sie wurden erschossen oder in Gaswägen mit Auspuffgasen erstickt. Nur 22 der in zehn Transporten aus Wien, Brünn und Theresienstadt Deportierten überlebten. Auch Österreicher waren an dieser Mordaktion beteiligt, keiner wurden nach dem Krieg für diese Verbrechen verurteilt. Erst durch die Initiativen des Vereins IM-MER um Waltraud Barton rückte der Ort in Österreich ins öffentliche Bewusstsein: Am 28. März 2019 enthüllte schließlich nach vielen Anläufen Alt-Bundeskanzler Sebastian Kurz gemeinsam mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko das „Massiv der Namen“ von Daniel Sanwald.
Das Haus der Geschichte Österreich präsentiert bis 25. Oktober 2019 in Zusammenarbeit mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) eine vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Minsk sowie der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas gestaltete Ausstellung zu dieser Mordstätte. Als Begleitprogramm präsentieren WissenschaftlerInnen aus Belarus, Deutschland, den Niederlanden und Österreich die jüngsten Forschungsergebnisse zur Geschichte von Malyj Trostenez, zur Vor- und Nachgeschichte sowie zur Erinnerungspolitik um diese Mordstätte in der ehemaligen Sowjetunion, im unabhängigen Belarus, in Österreich und in Westeuropa.
PodiumsteilnehmerInnen:
Anne-Lise Bobeldijk (Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies – NIOD, Amsterdam)
Winfried R. Garscha (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes – DÖW, Wien)
Adam Kerpel-Fronius (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin)
Andrej Kotljarchuk (Södertörn University, Stockholm)
In Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich und dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI).
Eintritt frei
Einlass 18:15 Uhr
Um Anmeldung wird gebeten: Tel.: +43 1 535 04 31-1510 oder E-Mail: events@jmw.at.
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WohinTippHQ 1 hour ago